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Call for Papers: "Neue Viertel neu denken" – Schwerpunktheft der Zeitschrift Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning

Neue Viertel neu denken: Chancen und Herausforderungen einer integrierten und nachhaltigen Quartiersentwicklung

Das Wachstum der Städte in den Ballungszentren führt zu neuen Herausforderungen quantitativer und qualitativer Art bei der Quartiersentwicklung und Wohnungsversorgung. Wie und wo kann der erforderliche Wohnungsbedarf mit welchen Qualitätsansprüchen und unter Berücksichtigung von unterschiedlichen Nachhaltigkeitszielen realisiert werden?

Quartiere sehen sich dabei sehr unterschiedlichen, teils konträren Anforderungen gegenüber. So haben die Wohnung und das unmittelbare Wohnumfeld, die Ausgestaltung und Sicherheit öffentlicher Räume, Freizeitmöglichkeiten, die Verkehrsanbindung und die Versorgungsstrukturen entscheidenden Einfluss auf die Lebensqualität und Perspektiven der Bewohnerinnen und Bewohner. Zudem bieten Quartiere durch die Umsetzung von energetischen und anderen technischen Standards für den Neubau und den Bestand bei Sanierungen umfangreiche Potenziale zur Erreichung von klima- und umweltpolitischen Zielsetzungen (z.B. Senkung von CO2-Emissionen, Innenentwicklung). Mit Blick auf verschiedene Dimensionen der Nachhaltigkeit können beispielsweise wünschenswerte Standards der ökologischen Verträglichkeit schnell mit Dimensionen der sozial verträglichen Wohnungsversorgung und Wirtschaftlichkeit in Konflikt geraten. Auf der Ebene der Quartiere treffen somit gesellschaftliche, privatwirtschaftliche und persönlich-individuelle Ansprüche und Notwendigkeiten des urbanen und nachhaltigen Lebens direkt aufeinander.

Gerade auch neu geplante Quartiere können Ausgangspunkte für Teilhabe und Engagement im Rahmen von formellen und informellen Beteiligungsverfahren sein. Und nicht überall stoßen solche Neuplanungen auf Zuspruch. Ganz im Gegenteil: Sie sind in letzter Zeit sogar häufig Auslöser für Widerspruch oder gar Widerstand gewesen. Dabei geraten auch Planungs-, Management- und Governanceverfahren zwischen gesamtstädtischen Planungsprozessen und örtlichen Beteiligungsverfahren scheinbar in Widerspruch zueinander.

Bei dieser Vielfalt von Aufgaben und Zielstellungen kommt es im gesellschaftlichen und politischen Alltag nicht selten zu Zielkonflikten, suboptimalen Entscheidungsprozessen und letztlich auch zu nachhaltigkeitsrelevanten Bewertungsproblemen. Bei bislang beobachtbaren Strategien und teilweise vorhandenen Bewertungskonzepten handelt es sich einerseits um eher sektorale Ansätze, die jeweils einzelne Zielvorgaben herausgreifen. Andererseits ist es nicht die Regel, dass diese tatsächlich partizipativ entwickelt werden. Was als Rahmung und Governance-Kontext – bereits im ersten Schritt – daher zumeist fehlt, sind integrierende und partizipativ entwickelte Zielvorstellungen und Zukunftsbilder, wie sie vor allem von der Transformationsforschung diskutiert werden. Für die Umsetzung und Verbreitung transformativer Prozesse und sozialer Innovationen ist es von entscheidender Bedeutung, neue Praktiken und kommunale Strategien hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Akzeptanz zu entwickeln und zu stärken.

Nicht zuletzt hat die Einführung des Begriffs des Reallabors dazu geführt, dass Stadtteile und Quartiere als Untersuchungsgegenstand auch von der Forschung "neu" entdeckt und eingebunden werden. Die Beiträge des mit diesem Call for Papers beworbenen Schwerpunkthefts "Neue Viertel neu denken: Chancen und Herausforderungen einer integrierten Quartiersentwicklung" sollen daher ausdrücklich auf Erkenntnissen, Erfahrungen und Ergebnissen aus Praxis und Forschung beruhen. Autorinnen und Autoren für das Schwerpunktheft sind aufgefordert, ihren Projekt- bzw. Forschungsansatz zur Umsetzung einer integrierten und nachhaltigen Quartiersentwicklung vorzustellen (z.B. neue Formen der kommunalen Governance, Beteiligungsprozesse, Konfliktlösungen, Bewertungskonzepte).

Mögliche Themenfelder und Fragestellungen der Beiträge aus Praxis und Forschung können sein:

Planungs-, Management- und Governanceverfahren

  • Wie können unterschiedliche Perspektiven von Zivilgesellschaft, Politik und Quartiersentwicklung einbezogen werden?
  • Welche neuen Instrumente oder Formate der kommunalen Governance gibt es, um mit aktuellen und zukünftigen Zielkonflikten umzugehen?
  • Welche Maßnahmen zur Förderung der Beteiligung von Anwohnerinnen und Anwohnern durch verschiedene Akteure sind möglich?

Wohnungsversorgung und Quartiersentwicklung zwischen Innen- und Außenentwicklung

  • Welchen Einfluss haben unterschiedliche städtische Entwicklungspfade auf die Entwicklung von neuen Quartieren und Stadtteilen?
  • Was sind die Erfolgsfaktoren für die Transformation zukunftsfähiger und nachhaltiger Quartiere?

Zielkonflikte: Messung, Formulierung und Berücksichtigung von unterschiedlichen Zieldimensionen

  • Welche Rolle spielen übergeordnete (politische) Zielsetzungen bei der Entwicklung von Städten und Quartieren?
  • Wie gehen städtische Akteure mit unterschiedlichen Zieldimensionen und Zielen bei der Stadt- und Quartiersentwicklung um?

Wichtige Informationen

Dieser Call for Papers für ein Schwerpunktheft in der Zeitschrift "Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning" lädt interessierte Wissenschaftlerinnen/Wissenschaftler und Praktikerinnen/Praktiker ein, einen Beitrag zu den vorgenannten Fragestellungen in deutscher oder englischer Sprache einzureichen. Die Beiträge durchlaufen das übliche Reviewverfahren, der Erscheinungstermin des Schwerpunktheftes ist für das erste Halbjahr 2020 vorgesehen. Manuskripte sind bis 30. Juni 2019 über folgende Plattform einzureichen:

https://www.editorialmanager.com/rara

Bitte beachten Sie die Autorenhinweise auf der Website der Zeitschrift beim Sciendo-Verlag unter

https://content.sciendo.com/view/journals/rara/rara-overview.xml

Für inhaltliche Rückfragen oder die Diskussion von Ideenskizzen oder Entwurfsfassungen stehen Sebastian Eichhorn (Sebastian.Eichhorn@ils-forschung.de) und Dr. Bettina Brohmann (b.brohmann@oeko.de) zur Verfügung, für organisatorische Fragen der Schriftleiter der Zeitschrift Prof. Dr. Andreas Klee (klee@arl-net.de).