Räumliche Transformationsprozesse der Energiewende – Planungsbezogene Analyse- und Gestaltungspotenziale der Geschlechterforschung (Teilprojekt 2)
Die Energiewende bezeichnet einen Transformationsprozess des deutschen Energiesystems bei dem der Anteil der erneuerbaren Energien weiter ausgebaut und die Energieeffizienz sowie die Energieeinsparung deutlich erhöht werden sollen. Dieser Aus- und Umbau hat räumliche Konsequenzen und wirkt sich sowohl auf die physische als auch auf die soziale Dimension von Räumen aus, was die räumlichen Planungen vor neue Herausforderungen stellt. Aus planerischer Perspektive sind dabei vor allem zwei Themenfelder bedeutsam: Erstens geht es in substanzieller Hinsicht um den Wandel von Kultur- zu Energielandschaften. Zweitens geht es in prozeduraler Hinsicht um die Gestaltung einer raumbezogenen Governance, verbunden mit Fragen der Partizipation der Bevölkerung sowie der Akzeptanz der neuen Technologien.
Aus den Perspektiven der Geschlechterforschung sind diese Transformationsprozesse bislang noch unerschlossen und empirisch nicht untersucht. Dem Vorhaben liegt die These zugrunde, dass mit der Geschlechterforschung als Eye-Opener für Marginalisierungen und Hierarchisierungen neue planungsbezogene Analyse- und Gestaltungspotenziale erschlossen werden können. Denn Geschlechterperspektiven vermögen Unterschiede und Ungleichheitsverhältnisse – z.B. zwischen Akteuren, in (räumlichen) Strukturen und Prozessen sowie in Bezug auf Wissensformen – aufzudecken und so Macht- und Herrschaftsverhältnisse der gesellschaftlichen Aushandlung zugänglich zu machen.
Forschungsziel ist es, Grundlagenwissen in Form von geschlechterspezifischem System-, Ziel- und Transformationswissen zu generieren. Damit soll zu einer theoretischen Fundierung sowie planungsbezogenen Operationalisierung beigetragen werden und es sollen erste systematische empirische Erkenntnisse aus Geschlechterperspektiven gewonnen werden. Zur Weiterentwicklung des planungsbezogenen Wissens für die Erforschung und Gestaltung der räumlichen Transformationsprozesse der Energiewendeeine soll die planungswissenschaftliche Heuristik „EnerGesch“auf Basis verschiedener analytische Zugänge der Geschlechterforschung erarbeitet werden. Im Forschungsdesign werden diese Zugänge operationalisiert, indem vier Geschlechterperspektiven unterschieden werden: Geschlecht als Differenz-, Struktur- und Prozesskategorie sowie als epistemologische Kategorie. Empirische Untersuchungsgegenstände sind ausgewählte durch die Energiewende induzierte regionale Transformationsprozesse, die in zwei regionalen Fallstudien analysiert werden. Im Teilprojekt 1 findet die regionale Fallstudie im Reinhardswald in Hessen statt. Teilprojekt 2 untersucht den (ehemaligen) Tagebau Jänschwalde in der brandenburgischen Lausitz.
Mit der Umsetzung des geplanten Vorhabens werden die Potentiale der Geschlechterforschung im Kontext einer nachhaltigen Transformation des Energiesystems sichtbar gemacht und damit auch Grundlagen für weitere Forschungen geschaffen.
Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einer Projektlaufzeit von 30 Monaten bis zum 03/2024 gefördert.
Mit der Berufung von Tanja Mölders an die Professur für Umweltplanung und Transformation der Universität Freiburg ist das Teilprojekt 1 seit dem 1. April 2023 auch institutionell an der Universität Freiburg angebunden. Teilprojekt 2 wird unter der Leitung von Martina Hülz weiterhin an der ARL bearbeitet.