Workshop "Erneuerbare Energien": Teller oder Tank? Oder können Windräder wie Ballett sein?
Diese und mehr Fragen warfen die Teilnehmer in der Arbeitsgruppe „Erneuerbare Energien“ auf. Die Thematik habe in den letzten Monaten enorm an Dynamik und Relevanz gewonnen, bei deren Ausgestaltung die räumliche Planung ein wesentlicher Akteur ist, so der Moderator der Arbeitsgruppe, Dr. Jens Hoffmann von der Hochschule Neubrandenburg.
In den drei Impulsvorträgen schauten die Referenten aus verschiedenen Blickwinkeln auf die Entwicklung der Erneuerbaren Energien. Dipl.-Geogr. Pedro Campos Silva, Universität Osnabrück, widmete sich der europäischen Seite der Energiepolitik. Obwohl die gemeinsame Energiepolitik ein Treiber der Europäischen Integration (u. a. die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, EGKS) war, wurde sie erst mit dem Vertrag von Lissabon 2007 über das Energiepolitische Zieldreieck „Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit“ in das Primärrecht der EU aufgenommen. Damit sind neue Handlungsspielräume zur Nutzung Erneuerbarer Energien abseits national orientierter Energiepolitik eröffnet. Eine gemeinschaftliche Förderung und die Harmonisierung nationalstaatlicher Aktivitäten sind dabei das Ziel, trotz der enormen Heterogenität der Mitgliedsstaaten – insbesondere in Bezug auf die Energiepolitik –, so Campos Silva.
Dipl.-Geogr. Cora Arbach, Universität Osnabrück, legte in ihrem Vortrag den Fokus auf die nachwachsenden Rohstoffe (NawaRo). Die Energieerzeugung aus NawaRo wird in Deutschland entscheidend mithilfe nationaler Regelungen gefördert – i. e. durch die im Erneuerbaren-Energien-Gesetz festgelegten Vergütungen. Im europäischen Vergleich ist hier insbesondere die Biogaserzeugung stark ausgebaut: Nur in Deutschland wird für den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen in Biogasanlagen ein Bonus von sieben Cent pro Kilowattstunde eingespeisten Stroms gezahlt. In der Konsequenz sind damit auch die mit dem Anbau von Energiepflanzen verbundenen Probleme und Potenziale Ergebnis politischer Entscheidungen, so Arbach. Sie sieht die Einspeisevergütungen weiter als notwendig, um die Potenziale weiter zu nutzen. Allerdings sei eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung dieser Vergütungen notwendig, um Fehlentwicklung und Flächenkonkurrenzen zu vermeiden.
Prof. Dr.-Ing. Ortwin Peithmann, Universität Oldenburg, befasste sich mit Synergien zwischen der Energiewende und dem Klimawandel. Bereits Maßnahmen zum Umstieg auf erneuerbare Energien können solche Synergien sein, wenn sie zur Milderung von Klimafolgen beitragen. Diese Maßnahmen zeigen sehr viel kurzfristiger Ergebnisse und werden folglich sehr viel eher akzeptiert. Peithmann zeigte anhand des Küstenschutzes Synergiepotenziale, die neben dem Küstenschutz die Windenergienutzung und den Tourismus miteinander verbinden. Solche multifunktionalen Systeme sind sehr langfristig anzulegen, müssen aber bereits heute gedacht werden und bieten ein erhebliches Potenzial. Dies sei der spezifische Beitrag der Raumordnung, so Peithmann.
Die Diskussion zeigte die enorme Brisanz der Thematik. Insbesondere Überlegungen zum Einsatz von Nahrungsmitteln zur Energiegewinnung – „Teller versus Tank“ – erhitzten die Gemüter, ebenso wie die Steuerungsmöglichkeiten der Raumplanung. Steuerung sei in vielen Fällen kaum möglich, insbesondere im Bereich der Biomasse, wurde von vielen Akteuren bemängelt. Die Rolle der räumlichen Planung im Rahmen der Energiewende stellte dementsprechend den zentralen Diskussionspunkt dar. Die räumliche Planung kann in dieser Phase der Energiewende ein entscheidender Faktor sein. Zwar sei dies in der Kürze der Zeit und aufgrund von Akzeptanzproblemen schwer realisierbar, biete aber große Entwicklungspotenziale und sollte für eine nachhaltige Raumentwicklung unbedingt genutzt werden.
Mareike Köller