Direkt zum Inhalt

Jahrestagung 2019 des Jungen Forums der ARL

Nutzungsmischung in Stadt und Land nach der Leipzig Charta 2007: Gleichwertige Lebensverhältnisse oder Wachstumswettbewerb?

26.‐27. Juni 2019 in Kassel

Thema

Endlich wieder erfreuliche Nachrichten: Die Bevölkerung in Deutschland nimmt zu. Die Wirtschaft
boomt. Die Arbeitslosigkeit erreicht ein Rekord‐Tief. Aber sollten wir uns über Wachstum wirklich
freuen? Nicht überall in Deutschland sieht es so positiv aus. Regionale und lokale Unterschiede
verstärken sich eher noch: strukturschwache Teilräume mit anhaltenden Problemen der
Daseinsvorsorge stehen anderen gegenüber, die kaum noch die Folgen des Wachstums bewältigen
können. Es gibt aufstrebende Quartiere oder Dörfer neben strukturschwachen und verlassenen
Orten. Wachsende Städte und Regionen mit steigenden Mieten und daran anschließender
Verdrängung von Unternehmen und BewohnerInnen ins Umland, die sich die hohen Mieten nicht
mehr leisten können. Andernorts leerstehende Ladenlokale und fehlendes Kapital für die notwendige
Investition in Gebäude und Infrastruktur.

Gleichwertige Lebensverhältnisse sind mehr denn je eine aktuelle Notwendigkeit raumbezogener
Politik und Planung. Die Bundesregierung hat 2017 die BauNVO novelliert und möchte gleichzeitig
durch die Gebietskategorie „Urbanes Gebiet“ Nutzungsmischung fördern wie durch § 13b BauGB das
Bauen im Außenbereich im beschleunigten Verfahren ermöglichen. Das 30 ha‐Ziel – nun verschoben
auf 2030 – bleibt als löchriger Rahmen übrig. Starke politische Zielsetzungen werden widersprüchlich
umgesetzt und die Liste der Verlierer aktueller Entwicklungen wächst. Haben die Deutsche
Nachhaltigkeitsstrategie und die Leipzig‐Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt ausgedient?
Die Jahrestagung des Jungen Forums der ARL beschäftigt sich deshalb beispielsweise mit folgenden
Fragen:

  • Wie kann Nutzungsmischung mit ihrem Ziel der Reduzierung des Flächenverbrauchs (30 ha‐Ziel) wieder auf die lokale Agenda gebracht werden?
  • Welche Potenziale hat räumliche Planung, kleinräumige Nutzungsmischung mit einer regionalen Perspektive zu verbinden?
  • Wie sieht eine moderne Form der Nutzungsmischung im digitalen Zeitalter aus?
  • Wie hängen gleichwertige Lebensverhältnisse und kleinräumige oder vertikale Nutzungsmischung von Wohnen und (produzierendem) Gewerbe zusammen?
  • Wie können kleinräumige und lokale Akteure (z. B. lokale und ethnische Ökonomien, urbane Produktion) durch Planungen gefördert werden?
  • Wie kann räumliche Planung ohne Flächenwachstum und Neuinanspruchnahme von Boden neu gedacht werden?