Frau Dr. Scurrell, Frau Brückner, Sie haben am Beispiel von Dessau gezeigt, wie eine Stadt mit Schrumpfung, Abriss und Klimawandel positiv umgehen kann. Herausgekommen ist eine StadtLandschaft, die viel Freiraum lässt für Kreativität und Austausch. Wie hat es die Stadtverwaltung geschafft, den Anwohnern die Abrissmaßnahmen nicht nur als etwas Positives zu verkaufen, sondern sie auch zum Mitmachen zu motivieren?
Brückner: Wir haben den Stadtumbau im Rahmen des Programms "Stadtumbau Ost" begonnen. Während die Wohnungsunternehmen sich am Beginn des Prozesses nur auf den Abriss von Wohnungen kapriziert haben, haben wir Stadtentwicklung unter Schrumpfungsbedingungen weiter gefasst. Wir haben versucht, die Stadt neu zu "konfigurieren", indem wir mit anderen Akteuren in einer Planungswerkstatt zusammengearbeitet haben. Wir sind auf Vereine und Initiativen zugegangen und haben sie gefragt: Was für einen Gewinn für die Stadt könnt ihr aus dieser Umbruchsituation, den neuen StadtLandschaften und den entstehenden Brachen ziehen? Könnt ihr euch vorstellen, in dieser neuen StadtLandschaft tätig zu werden, indem ihr zum Beispiel Ideen beisteuert, Flächen kauft oder sie zwischennutzt? Wollt und könnt ihr selbst Ressourcen bereitstellen und etwas realisieren oder möchtet ihr Projektpate werden? Um diesen Prozess in Gang zu setzen, haben wir uns zwei Monate lang einmal die Woche in einer lokalen Agenda-Initiative getroffen. Wir haben 80 Gespräche geführt und 20 Ideen entwickelt, von denen zehn direkt umgesetzt werden konnten.