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Braunkohle und Energiewende

Frühjahrssitzung der LAG NRW

Am 14. März 2013 fand die 94. Sitzung der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Nordrhein-Westfalen auf dem Gelände des Braunkohlentagebaus Garzweiler in Grevenbroich statt. Im Mittelpunkt der Sitzung stand das Thema „Braunkohlenplanung in Zeiten der Energiewende“. In einem einführenden Vortrag erläuterte Joachim Diehl, Abteilungsleiter in der Bezirksregierung Köln, die Entwicklung des Braunkohlentagebaus im rheinischen Revier und stellte Herausforderungen, Aufgaben und Ziele vonseiten der Regionalplanung dar. Danach berichtete Peter Jansen, Bürgermeister der Stadt Erkelenz, aus Sicht einer vom Tagebau betroffenen Kommune. Er stellte das in Erkelenz durchgeführte strukturierte und moderierte Planungsverfahren vor, mit dem erfolgreich und unter Beteiligung aller relevanten Akteure für die von der Umsiedlung betroffenen Ortsteile ein neuer Standort gefunden werden konnte. Dr.-Ing. Lars Kulik, RWE Power AG, erläuterte abschließend aus Sicht eines Energieunternehmens sowohl die technische Seite der Energiegewinnung aus Braunkohle und ihre Zukunftsfähigkeit als auch das Engagement des Energieunternehmens in Projekten mit erneuerbaren Energieträgern und in der regionalen Zusammenarbeit. Eine Exkursion in das Tagebaugelände Garzweiler, bei der eindrucksvoll die Dimensionen einer energie-industriell genutzten Landschaft, aber auch die Möglichkeiten ihrer Rekultivierung veranschaulicht wurden, rundete die Sitzung hervorragend ab.

Räumliche Auswirkungen der internationalen Migration

ARL-Fachtagung

Internationale Migration in die Europäische Union wie auch zwischen einzelnen EU-Mitgliedsländern stellt eine der großen aktuellen gesellschaftspolitischen Herausforderungen dar. Gegenstand politischer Diskussionen und wissenschaftlicher Forschungen sind zum Beispiel die Ursachen für die Konzentration von Personen mit Migrationshintergrund in spezifischen städtischen Quartieren, die Chancen von Zuwanderern auf dem Arbeits‐ und Wohnungsmarkt bzw. die Restriktionen, denen sie unterliegen, ihre Perspektiven im Bildungsbereich und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Wohlstand. Daraus ergeben sich auch für die Stadt‐ und Regionalentwicklung vielfältige Fragestellungen. Ende 2009 hat die ARL daher einen Arbeitskreis zum Thema „Räumliche Auswirkungen der internationalen Migration“ unter der Leitung von Prof. Dr. Paul Gans, Universität Mannheim, eingesetzt. Im Januar 2013 veranstaltete dieser Arbeitskreis eine Fachtagung zum Thema, an der etwa 100 Personen aus Wissenschaft, Kommunalverwaltung, Bildungseinrichtungen und Verbänden teilnahmen. Diskutiert wurden insbesondere folgende Fragen: Welches Integrationskonzept spiegelt die komplexen Lebensrealitäten in multikulturellen Gesellschaften wider? Welche Integrationspolitiken verfolgen die Kommunen und wie sind diese zu bewerten? Vor welchen Herausforderungen steht das Zusammenleben im Quartier und vor welchen das deutsche Bildungssystem?

Ist das Zentrale-Orte-Konzept noch zeitgemäß?

Frühjahrssitzung der LAG Bayern

Das Zentrale-Orte-Konzept ist eng verbunden mit einem weitreichenden Steuerungsanspruch in der Raumplanung. Ist es angesichts veränderter gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen noch aktuell, oder bedarf es einer Neujustierung? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Frühjahrssitzung der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Bayern am 8. April 2013, die vom Vorsitzenden der LAG Dr. Jürgen Weber geleitet wurde. Gründe für eine Änderung gibt es genug: Der mit dem Konzept insbesondere in den 1960er und 1970er Jahren verbundene weitreichende staatliche Steuerungsanspruch der Raumentwicklung hat im Laufe der Jahre einen geringeren Stellenwert im politischen und planerischen Handeln bekommen. Zudem haben sich die Lebensweisen der Menschen stark verändert. Aufgrund eines stark gestiegenen Motorisierungsgrades können heute viele Orte schneller und bequemer erreicht werden, was sich insbesondere im Einkaufs- und Freizeitbereich zeigt. Dementsprechend stimmen die aktionsräumlichen Muster der Menschen heute viel weniger mit den zentralörtlichen Prinzipien überein. Auch die Wirtschaftsentwicklung im Zeichen der Globalisierung führt zu einer partiellen Neubewertung Zentraler Orte. Es ließen sich mühelos viele weitere Rahmenbedingungen nennen, die zu einer Neubewertung des Konzeptes und möglicherweise zu einer Weiterentwicklung führen können. Auch in Bayern nehmen die Diskussionen zum Stellenwert der Zentralen Orte in der Landes- und Regionalplanung zu. Die Novellierung des Bayerischen Landesentwicklungsprogramms – zu dem die LAG Bayern Stellungnahmen abgegeben hat – sieht beispielsweise eine Reduzierung der Zentralitätsstufen vor, aber keine Reduzierung der Zahl der Zentralen Orte. Wie sind solche Änderungen zu beurteilen?

Mentoring-Programm geht in die achte Runde

Das Mentoring-Programm für junge Planerinnen und Wissenschaftlerinnen der Raum- und Umweltplanung ging im Februar dieses Jahres in die achte Runde.

Aufgrund der großen und positiven Resonanz in den vergangenen Jahren hatte sich der Vorstand des FRU entschlossen, das von ARL und FRU in Zusammenarbeit mit der HafenCity Hamburg entwickelte Programm erneut zu verlängern.

Das Auftakttreffen für den achten „Jahrgang“ fand am 7. Februar 2013 in Köln statt. Die Mentees haben sich dort erstmals mit ihren Mentorinnen getroffen und unter anderem die Themen vorgestellt, die sie in dem einjährigen Projektzeitraum bearbeiten wollen.

Zurück in die Stadt

Dieter Läpple im Gespräch

Herr Professor Läpple, entgegen der in den 1990er Jahren weit verbreiteten These einer allmählichen Auflösung der kompakten Europäischen Stadt beobachten Sie seit Mitte der 1990er Jahre eine Wiederentdeckung der Stadt. Was sind die Ursachen dieser Entwicklung?

Dieter LäppleEine der wichtigsten Ursachen ist der tiefgreifende Wandel der Ökonomie, also der Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft. Die fordistische Massenproduktion wird durch eine innovationsgetriebene, flexible Produktion abgelöst. Diese Entwicklung betrifft nicht nur die Industrie, sondern sie zeigt sich auch in den verschiedenen Dienstleistungsbereichen. Als Folge sehen wir eine Auflösung des weitgehend standardisierten Zeitregimes: Menschen arbeiten unregelmäßiger und länger. Der Arbeitsmarkt ist insgesamt unsicherer geworden. Eine weitere, wohl die allerwichtigste Ursache für die Neubewertung der Stadt ist die stark gestiegene Frauenerwerbstätigkeit. Frauen waren noch nie so gut ausgebildet wie heute, und das Beschäftigungswachstum in den Städten beruht zu einem großen Anteil auf der Frauenerwerbstätigkeit. Damit sind zwei Grundlagen für die Suburbanisierung infrage gestellt: ein starkes, verlässliches Wirtschaftswachstum und ein Geschlechtervertrag, in dem der Mann der Haupternährer ist und die Frau allenfalls hinzuverdient, aber ansonsten hauptsächlich den Haushalt in Suburbia organisiert. Dieses Modell gibt es heute immer seltener. Die Auflösung des traditionellen Geschlechtervertrags und die neuen Arbeitsmodelle führen dazu, dass das Leben und die Work-Life-Balance in Suburbia immer schwieriger zu organisieren sind. Leute, die heute ins Berufsleben einsteigen oder eine Familie gründen, versuchen in der Stadt zu bleiben. Diese Re-Urbanisierung führt zu Konflikten und zu einem „Kampf um den Raum“ in der Stadt.

ARL meets EURAC

Auf Einladung der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) fand im April 2013 ein erstes Treffen zwischen der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) und dem EURAC-Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement in Bozen statt. Ziel des zweitägigen Workshops war es, sich zunächst gegenseitig kennenzulernen und mögliche Kooperationsbereiche herauszufinden.

An der 1992 gegründeten EURAC arbeiten Forscherinnen und Forscher verschiedenster wissenschaftlicher wie auch geographischer Herkunft zusammen, um Grundlagenforschung auf wirksame und nachhaltige Weise zu ermöglichen. Ähnlich wie das Netzwerk der ARL besteht auch das EURAC-Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen. Sie kommen vor allem aus den Bereichen Geographie und Planung, aber auch aus Wirtschafts- und Naturwissenschaften, aus der Linguistik, der Rechtswissenschaft und der Medizin. Gemeinsam forschen sie an Lösungen für gesellschaftsrelevante Probleme. Durch seinen engen Kontakt zu Unternehmen verfolgt auch das EURAC-Team einen transdisziplinären Ansatz. Derzeit sind bei der EURAC ca. 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen europäischen Ländern in Forschung und Lehre eingebunden. Sie arbeiten an insgesamt zehn fachspezifischen Instituten, die sich in die vier Forschungsbereiche „Autonomien“, „Gesundheit“, „Berg“ und „Technologie“ einordnen lassen.

Braunkohle in Deutschland – eine Standortbestimmung

Welche Impulse kann die Braunkohlenplanung für die regionale Entwicklung auslösen, welche Rolle spielt sie aktuell und in Zukunft vor dem Hintergrund der Energiewende, und wie stellen sich wichtige aktuelle rechtliche Aspekte der Braunkohlenplanung dar? Dies waren die zentralen Fragen der erweiterten Herbsttagung des Informations- und Initiativkreises (IIK) Braunkohlenplanung im Oktober 2012 in Naunhof.

Die Entwicklung von ehemaligen Braunkohlenabbaugebieten

Der Braunkohlenabbau hat auch nach der unmittelbaren Abbauphase einen großen Einfluss auf die Entwicklung einer Region. Durch die Flutung stillgelegter Braunkohlentagebaue entstehen beispielsweise in der Lausitz und bei Leipzig künstliche Seenlandschaften. Kathrin Winkler vom Tourismusverband Lausitzer Seenland gab einen Einblick in bisherige und geplante Entwicklungen in der Lausitz. Mit 23 Seen und einer Fläche von mehr als 13.000 ha wird hier eine neue Urlaubsregion zwischen Berlin und Dresden geschaffen, deren Profil u. a. durch den Landschaftswandel, den Motorsport, aber auch durch kulturelle Aspekte geprägt wird. Diese Vielfalt ermöglicht Wasserwandern, Radfahren und Wassersport, aber auch mobilitätseingeschränkte Menschen sollen ausdrücklich angesprochen werden. Angela Zabojnik von der Stadtverwaltung Leipzig stellte das Leipziger Neuseenland vor. Es umfasst 29 Seen um die Wasserstadt Leipzig herum. Dieses Gewässersystem wurde nicht nur wiederhergestellt, sondern soll auch gesichert werden und dient der wassertouristischen Entwicklung der Stadtregion. Das Alleinstellungsmerkmal liegt laut Zabojnik in der Verbindung der vorhandenen Gewässer mit Kultur, Musik, Sport und Kongressangeboten der Stadt Leipzig. Diese Kombination von Stadt, Auenwald und Bergbaufolgelandschaft ist deutschlandweit einzigartig, so Zabojnik.

Neu erschienen: Arbeitsberichte der ARL 6

Zukunft der Regionalplanung in Nordrhein-Westfalen

Die Inhalte und Regelungen einer auf aktuelle und zukünftige räumliche Anforderungen ausgerichteten Regionalplanung erfordern eine Einbeziehung neuer Themen und eine stärkere strategische Ausrichtung. Dabei sind nicht nur landesplanerische Vorgaben rahmensetzend, es gilt auch, durch den Einsatz von strategischen Leitbildern und die Organisation transparenter Regionalplanungsprozesse die Einbindung der Bevölkerung zu erhöhen.

Um zukünftig die bestehenden Raumqualitäten in Nordrhein-Westfalen zu sichern und weiterzuentwickeln, sind zum einen die Datengrundlagen zu qualifizieren und für ein Regionalmonitoring aufzubereiten. Zum anderen sind Prognosen und Szenarien zur Visualisierung von komplexen Sachverhalten ebenso geeignet wie ergänzende Erläuterungskarten und Fachbeiträge, um Planaussagen für die fachliche und politische Diskussion zu kommunizieren.

Die Vernetzung ist entscheidend

Cordula Kropp im Gespräch

Frau Professor Kropp, Sie kritisieren am Begriff der StadtLandschaft, dass er Trennlinien bzw. Brüche zwischen Räumen ausblendet. An anderer Stelle sprechen Sie auch von einer stärkeren Verräumlichung der Erfahrung von Verletzlichkeit. Was meinen Sie damit?

Cordula KroppZunächst möchte ich festhalten, dass ich eine Anhängerin des Begriffs der StadtLandschaften bin. Aber ich möchte dafür sensibilisieren, dass man bestimmte Trennlinien allzu leicht aus dem Auge verliert, wenn man sich auf diesen Begriff einlässt. Die StadtLandschaft wird häufig positiv konnotiert, ohne dass berücksichtigt wird, dass Räume ganz unterschiedliche Infrastrukturen aufweisen. Ich unterscheide Räume nach dem Grad ihrer Vernetzung, also danach, inwieweit sie eingebunden sind in die globalen Kapital-, Waren- und Personenströme. Zwischen Räumen bestehen große Ungleichheiten, und soziale Benachteiligung ist räumlich konzentriert. Wo man lebt, aufwächst und alt wird, bestimmt sehr maßgeblich die Handlungs- und Teilhabechancen. Die gefährdeten Gebiete sind oftmals die peri-urbanen und sehr abgelegene Gebiete. Manchmal sind es aber auch Randgebiete von Metropolen, weil es dort keine ausreichende Infrastruktur gibt.

Interview mit Heike Brückner und Dr. Babette Scurrell von der Stiftung Bauhaus Dessau

Frau Dr. Scurrell, Frau Brückner, Sie haben am Beispiel von Dessau gezeigt, wie eine Stadt mit Schrumpfung, Abriss und Klimawandel positiv umgehen kann. Herausgekommen ist eine StadtLandschaft, die viel Freiraum lässt für Kreativität und Austausch. Wie hat es die Stadtverwaltung geschafft, den Anwohnern die Abrissmaßnahmen nicht nur als etwas Positives zu verkaufen, sondern sie auch zum Mitmachen zu motivieren?

Heike BrücknerBrückner: Wir haben den Stadtumbau im Rahmen des Programms "Stadtumbau Ost" begonnen. Während die Wohnungsunternehmen sich am Beginn des Prozesses nur auf den Abriss von Wohnungen kapriziert haben, haben wir Stadtentwicklung unter Schrumpfungsbedingungen weiter gefasst. Wir haben versucht, die Stadt neu zu "konfigurieren", indem wir mit anderen Akteuren in einer Planungswerkstatt zusammengearbeitet haben. Wir sind auf Vereine und Initiativen zugegangen und haben sie gefragt: Was für einen Gewinn für die Stadt könnt ihr aus dieser Umbruchsituation, den neuen StadtLandschaften und den entstehenden Brachen ziehen? Könnt ihr euch vorstellen, in dieser neuen StadtLandschaft tätig zu werden, indem ihr zum Beispiel Ideen beisteuert, Flächen kauft oder sie zwischennutzt? Wollt und könnt ihr selbst Ressourcen bereitstellen und etwas realisieren oder möchtet ihr Projektpate werden? Um diesen Prozess in Gang zu setzen, haben wir uns zwei Monate lang einmal die Woche in einer lokalen Agenda-Initiative getroffen. Wir haben 80 Gespräche geführt und 20 Ideen entwickelt, von denen zehn direkt umgesetzt werden konnten.