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Themendossier: Digitalisierung und Raumentwicklung

„Digitalisierung in der Raumentwicklung heißt: Mehr Kooperation und Innovation mit dem Menschen und lokalen Besonderheiten im Fokus.“

Dieses Themendossier wirft ein Schlaglicht auf die zentralen Begriffe der raumwissenschaftlichen und planungspraktischen Debatte um die Digitalisierung. Vor allem aber zeigt es die vergangenen und aktuellen Aktivitäten sowie veröffentlichten Publikationen der ARL und ihrer Arbeitsgremien zum Thema Digitalisierung und Raumentwicklung.

Die Diskussion über die Auswirkungen der Digitalisierung hat die letzten Jahrzehnte stark geprägt. Von einigen als Megatrend betrachtet, von anderen weitergeführt als der zentrale Bestandteil der Umwälzung industrieller Produktionsweisen – und allgemeiner: als die Grundlage zukünftiger Wertschöpfung und eines grundlegenden Strukturwandels. 

Mobilitätsformen wie autonomes und vernetztes Fahren, die Verkehrswende, völlig neuartige Kommunikationsweisen, wie beispielsweise Chatbots und Dokumentenmanagementsysteme, der Wandel in der Energie- und Güterproduktion (Industrie 4.0) sowie deren Vermarktung (Onlinehandel) basieren auf digitalen Produkten und Informationstechnologien (Digitale Infrastruktur). Diese sind zum Teil direkt raumwirksam, während andere Aspekte indirekt, über ihre Nutzung in Planungs- und Verwaltungsstrukturen, ihre Wirkung entfalten (Digitale Verwaltung). 

Raumbezogene Trends

Im Zuge dieser weitreichenden sozio-technischen Transformation hin zu einer (digitalen) Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft eröffnen sich urbanen und ländlichen Räumen zahlreiche Chancen, Herausforderungen und Risiken. Denn digitalisiert ist und wird nicht allein die Wirtschaft, sondern mit ihr so gut wie alle Bereiche des privaten und gesellschaftlichen Lebens. 

Homeschooling, Arbeit im Homeoffice oder Onlinehandel zeigen exemplarisch, dass die Digitalisierung grundlegende Kategorien wie Raum und Distanz sowie Zeit und Skalierung flexibilisiert und sie teilweise sogar aufhebt. Die räumlichen Folgen und Dynamiken sind sehr unterschiedlich und immer auch durch variierende digitale Kompetenzen im Privaten und Beruflichen geprägt. 

Und während die Entwicklungstrends im Bereich Daten, Technik und Produktion allmählich absehbar werden, sind die Auswirkungen auf Räume und deren Planung und Entwicklung immer noch nicht klar abzuschätzen. 

Die Grundlage der Digitalisierung: Die Infrastruktur 

Der Netz- und Breitbandausbau stellt die Grundlage des Zugangs zu Bildung, Arbeit, Dienstleistungen und Gütern dar. Aktuell verläuft der Ausbau der Infrastruktur in zeitlichen Schüben und regional sehr unterschiedlich, meist auf Grundlage ökonomischer Kalkulationen. Dies bringt die Verschärfung ohnehin bestehender räumlicher Ungleichheiten mit sich. 

Die Unterschiedlichkeit der Ausgangslagen kann auch an den verschiedenen Überschriften, unter denen Digitalisierung diskutiert wird, verdeutlicht werden. Während die Debatte um Digitalisierung im urbanen Kontext meist als Smart City geführt wird, steht im Kontext des ländlichen Raumes die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse, Digital Divide und die räumliche Entwicklung im Mittelpunkt. 

Folglich sind ländliche und verdichtete Räume von den Digitalisierungsprozessen in unterschiedlicher Form betroffen und unterliegen spezifischen Pfadabhängigkeiten, was beispielsweise auch für den Aufbau digitaler Kompetenzen gilt. 

Durch die Corona-Pandemie hat die Dynamik der Digitalisierung ungeahnte Fahrt aufgenommen, sodass sich vor-pandemische Zeithorizonte, beispielsweise für die Prognosen zur Etablierung des Homeoffice, rasant verändert und gleichzeitig Umsetzungsdefizite erkennbar gemacht haben, die nicht zuletzt Gegenstand raumwissenschaftlicher Betrachtungen sind.

Arbeitsschwerpunkte und aktuelle Fragen

Die Digitalisierung hat weitreichende, jedoch noch nicht gänzlich abzusehende Auswirkungen auf Räume und deren gesellschaftliche und wirtschaftliche Funktionen und Nutzungen. Unterschiedliche Arbeitsgremien der ARL haben die Raumwirksamkeit der Digitalisierung deshalb zum Thema ihrer Arbeit gemacht. 

Die Arbeitsgruppen haben sich unter der Maßgabe einer nachhaltigen, sozial inklusiven und räumlichen Entwicklung und den dafür notwendigen Rahmenbedingungen den folgenden Fragen gewidmet: 

  • Wie kann räumliche Planung die Digitalisierung in ihren Strategien und Zielen berücksichtigen?
  • Welche Potenziale, Herausforderungen und Risiken ergeben sich in den Handlungsfeldern der Digitalisierung für die Raumplanung?
  • Welche raumwirksamen Effekte lassen sich beobachten bzw. steuernd beeinflussen?
  • Was ist die Rolle planerischer Institutionen (Stadt-, Regional- und Landesplanung sowie Fachplanungen) und „neuer“ Akteursgruppen hinsichtlich der Gestaltung räumlicher Entwicklungsprozesse im digitalen Zeitalter?
  • Inwieweit eignen sich planerische Theorien, Ansätze, Instrumente und Praktiken zum Verstehen und Steuern dieser Phänomene bzw. bedürfen sie einer Weiterentwicklung?

Aktivitäten

Antworten auf diese und weitere raumrelevante Fragen finden sich u.a. in diesen Veröffentlichungen oder wurden im Rahmen der hier aufgeführten Veranstaltungen diskutiert: 

Ergebnisse 

Erstellung und Stand des Dossiers

Dieses Dossier wurde erstellt von  Dr. Martina Hülz und Jacob Busse von Colbe, und aktualisiert von Carolin Pleines, Stand: 08.09.2022

Fachlicher Ansprechpartnerin

Dr. Martina Hülz
martina.huelz@arl-net.de