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Call for Membership: Stadtregionen 4.0

Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Bremen/Hamburg/Niedersachsen/Schleswig-Holstein der ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft sucht engagierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Bildung einer Arbeitsgruppe zum Thema „Stadtregionen 4.0“.

Vor gut 10 Jahren hat die ARL ein Arbeitspapier zu Metropolregionen in Nordwestdeutschland herausgegeben1. In dem Band ging es nicht allein um Metropolregionen, deren Potenzial damals vor allem darin gesehen wurde, durch bessere Sichtbarkeit in der nationalen und internationalen Standortkonkurrenz mithalten zu können und mehr Gewicht bei der Vertretung regionaler Interessen zu bekommen. Vielmehr wurde bereits damals empfohlen, auch „kleinräumigere, kommunal getragene Substrukturen regionaler Zusammenarbeit“ (Baumheier 2007: 52) zu fördern, darauf zu achten, dass sich keine Konkurrenz zwischen Kooperationen unterschiedlicher Ebenen entwickelt und dass dabei eine „integrierte und nachhaltige Raumentwicklung“ (ebd.: 55 ff.) nicht zu kurz kommt. Seit dieser Veröffentlichung ist viel passiert.

In Anlehnung an den Begriff Industrie 4.0 geht es in der ARL-Arbeitsgruppe um die Frage, inwiefern Kooperationen in Stadtregionen im Sinne von Zukunftsfähigkeit intelligent, wandelbar, effizient und nachhaltig sein können. Ausgangspunkt sind dabei Veränderungen und Herausforderungen in der (planerischen) Entwicklung von Stadtregionen.

Zum einen ist die Landschaft informeller regionaler Kooperationen nach wie vor vielfältig: das EXPO-Städtenetz hat sich zum Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover weiterentwickelt, die Metropolregionen fördern Projekte in einem breiten Themenspektrum. In Schleswig-Holstein wurden flächendeckend Regionale Entwicklungskonzepte oder Stadt-Umland Kooperationen erarbeitet und es wurden MORO-Projekte gefördert. Bezogen auf Niedersachsen werden nahezu flächendeckend Leader- und ILE-Regionen gefördert, in denen insbesondere kleinere Städte und Gemeinden mit sonstigen Akteuren zusammenarbeiten – um nur die besonders sichtbaren Aktivitäten zu nennen.

Die Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten für Kooperation und Kommunikation, bringt aber auch Unsicherheiten und Risiken mit sich, wie beispielsweise Fragen der Datensicherheit. Wie sich die digitale Transformation auf die räumliche Entwicklung auswirkt, ist heute noch offen. Viele Städte in Nordwestdeutschland (und nicht nur die Großstädte) stehen gleichermaßen vor der Herausforderung, eine wachsende Wohnbevölkerung adäquat mit Wohnraum zu versorgen (vgl. Pohl 20182 ).

Die übergeordnete Verknüpfung von sektoralen Fragen wie „Wohnen“ und „Mobilität“ spielt in Stadtregionen angesichts häufig verschiedener Zuständigkeiten eine künftig wichtigere Rolle. Die Trends im Mobilitätssektor wie Autonomes Fahren und die Einführung alternativer Antriebsformen stellen die Stadt- Umland-Verflechtungen sowohl im Bereich des MIV als auch des Umweltverbundes (ÖPNV, Fuß- und Radverkehr) vor neue Herausforderungen. Auch steigende Anforderungen der EU – etwa im Hinblick auf Natura 2000 oder bei der Einwerbung von Strukturfördermitteln – sowie die Energiewende und in den letzten Jahren auch der Zuzug einer Vielzahl von geflüchteten Menschen erfordern neue Handlungsansätze.

Der fortschreitende demographische Wandel und die Sicherung der Daseinsvorsorge, der wirtschaftliche Strukturwandel mit zunehmender Globalisierung sowie die Erfordernisse an Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel stellen Städte und ihr Umland vor neue Herausforderungen, deren Bewältigung durch angespannte kommunale Haushalte und Per-sonalmangel in der öffentlichen Verwaltung häufig erschwert werden.

Ziele und geplante Ergebnisse der Arbeitsgruppe

Ziel ist es, transdisziplinär in verschiedenen Handlungsfeldern aktuelle Entwicklungen von Kooperationen im LAG-Gebiet aufzuzeigen, ihre Potenziale abzuschätzen und auf konkrete Weiterentwicklungserfordernisse hin zu überprüfen. Dabei sollen Handlungsempfehlungen für Wissenschaft und Praxis in Form eines praxisnahen Positionspapiers erarbeitet werden.

Die Arbeitsgruppe verfolgt folgende Forschungsfragen:

Es ist an der Zeit, einmal einen kritischen Blick auf die Entwicklungen der informellen regionalen und interkommunalen Kooperationen zu werfen, insbesondere auch auf Stadt-Umland-Beziehungen. Notwendig ist zunächst eine überblicksartige Bestandsaufnahme und Systematisierung der Landschaft von stadtregionalen Kooperationen im LAG-Gebiet. Ein Schwerpunkt soll dabei auf innovative Formate und auf Governance-Strukturen gelegt und zur Übersicht eine Karte der Kooperationsformen für das Gebiet der LAG erstellt werden.

Mit Blick auf die zukünftige Ausgestaltung von Kooperationen oder auch von Förderformaten für Kooperationen lassen sich darauf aufbauend insbesondere folgende Forschungsfragen benennen:

  • Welche Faktoren beeinflussen die stadtregionale Zusammenarbeit (z. B. Organisationsstrukturen, Institutionalisierungsgrade, Formate)? Welche Kooperationsformen haben sich in der Praxis bewährt?
  • Welche bleibenden raumwirksamen Ergebnisse wurden in den Kooperationen bislang erarbeitet? Wie können diese gemessen und bewertet werden?
  • Welche Potenziale für eine Weiterentwicklung der Kooperationen sind erkennbar? Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Einsatz von Eigen- und Fördermitteln
  • Welche Hemmnisse und Hürden werden gesehen und wie wird mit diesen umgegangen? (z. B. Wirksamkeit planerischer Instrumente, demokratische Legitimierung, Aufgaben und Rollen der beteiligten Akteure etc.)
  • In welchen Handlungsfeldern/-themen wird auf welche Weise erfolgreich kooperiert?
  • In welchem Verhältnis stehen Kooperationsaufwand und -ergebnis, wie lässt sich dieses beurteilen oder messen, welche Kosten-Nutzen-Dimensionen gibt es?
  • Wie sind stadtregionale Kooperationen in übergeordneten Plänen und Programmen, aber auch im praktischen Handeln v. a. der Landesplanungen verankert, gibt es etablierte Kommunikationsstrukturen zwischen Landes- und stadtregionaler Ebene und welche neueren Entwicklungen auf Bundesebene gibt es?

Die konkreten Schwerpunkte der Arbeitsgruppe werden gemeinsam in der ersten Sitzung der Arbeitsgruppe festgelegt.

Organisation

Innerhalb der Arbeitsgruppe werden die Forschungsfragen arbeitsteilig bearbeitet. Zur Diskussion der Ergebnisse trifft sich die AG in Form von mehreren Sitzungen/Workshops im Zeitraum von anderthalb Jahren. Nach einer ersten Bestandsaufnahme der Kooperationsräume soll ein erster Workshop stattfinden. Weitere Experten sowie Akteure aus den Kooperationsräumen sowie der Wissenschaft sollen in Form von Expertenhearings kontinuierlich eingebunden werden. Die LAG Fachtagungen sollen ebenfalls als Medium genutzt werden. Darüber hinaus sind Formate der Politikberatung (u. a. über Leibniz im Bundestag/Landtag) angedacht. Weitere innovative Formate des Wissenstransfers sind denkbar.

Die Arbeitsgruppe wird organisiert von Manuela Hahn (Regionalverband Großraum Braunschweig). Reisekosten für die Treffen werden von der ARL erstattet.

Bewerbung

Der Call for Membership richtet sich an Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher disziplinärer Zugänge (z. B. Stadt-/Raumplanung, Geographie, Politik- oder Verwaltungswissenschaften etc.), die sich mit den Themen und Fragen dieses Calls in Wissenschaft und Praxis beschäftigen. Wenn Sie sich angesprochen fühlen und Interesse an einer Mitarbeit in der Arbeitsgruppe haben, senden Sie uns bitte bis zum

15.04.2020

a)    eine kurze Skizze (ca. 1.500–2.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) Ihrer Arbeits- und Forschungsinteressen im Kontext der Arbeitsgruppe,
b)    einen kurzen Lebenslauf (maximal eine Seite),
c)    Angabe von bis zu drei im thematischen Kontext der Arbeitsgruppe relevanten Publikationen bzw. (auch unveröffentlichte) Arbeits- oder Projektergebnissen, an denen Sie maßgeblich beteiligt waren (PDF-Dokument).

Bitte senden Sie Ihre Unterlagen an Dr. Martin Sondermann und Vanessa Mena (ARL; E-Mail: mena@arl-net.de, Telefon: +49 511 34842-21). Für inhaltliche Nachfragen steht Ihnen Frau Hahn (manuela.hahn@regionalverband-braunschweig.de) gern zur Verfügung.

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1Baumheier, Ralph (Hrsg.) (2007): Metropolregionen und Raumentwicklung Teil 1: Metropolregionen in Nordwestdeutschland. = Arbeitsmaterial der ARL 335. Hannover.

2Pohl, Martha: Reurbanisierung in den kreisfreien Städten Nordwestdeutschlands im Spiegel der Statistik, Stand 07.01.2018

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