Call for Papers: sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung - Themenheft „Riots“
Die Konzentration verschiedener sozialer Ungleichheiten macht urbane Räume auf ganz unterschiedliche Weise zu Schauplätzen sozialer Konflikte. Historisch wie aktuell sind sie Austragungsort für Massendemonstrationen und andere Aktionsformen von Protestbewegungen, und immer wieder auch für sogenannte /riots/: Jugendaufstände in marginalisierten Vierteln europäischer Metropolen, /food riots/ als Proteste gegen steigende Lebensmittelpreise in Städten des globalen Südens und ritualisierte Kämpfe zwischen linken Gruppierungen und staatlichen Ordnungsinstitutionen sind einige Beispiele hierfür. Trotz der unterschiedlichen Kontexte, in denen /riots/ stattfinden, werden ihnen gemeinhin Charakteristika wie Spontanität, Unorganisiertheit und Gewalt zugeschrieben.<(p>
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Protestformen und widerständigen Praktiken ist bisher vor allem in der Sozialen Bewegungsforschung zu verorten. Somit stellen Phänomene oder Ereignisse, die sich nicht mit den gängigen Definitionskriterien für neue soziale Bewegungen erfassen lassen, in diesem Rahmen eine analytische Herausforderung dar. So wird kontrovers diskutiert, ob /riots/ überhaupt als politisch gelten können. Daher bleiben sie als Forschungsobjekte tendenziell ausgeschlossen. Zwar gibt es Analysen, die untersuchen, welche Beweggründe Menschen dazu motivieren, an einem /riot/ teilzunehmen und sich damit für eine bestimmte Art der Artikulation im öffentlichen Raum zu entscheiden. Ebenso ist gefragt worden, wie /riots/ diskursiv verhandelt, repräsentiert, vereinnahmt und in Beziehung zu anderen gesellschaftlichen Konflikten gesetzt werden. Aber es bleibt umstritten, was der Begriff /riot/ umfasst, welchen analytischen Mehrwert er hat, und in welchem Verhältnis er zu Begriffen wie „Revolte“, „Aufstand“ oder „Massenprotest“ steht.
Das geplante Themenheft zu /riots/ möchte diese konzeptuelle Offenheit als Chance begreifen, um sich aus verschiedenen theoretischen Perspektiven dem Phänomen kritisch anzunähern.
Weitere Informationen: http://www.zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban