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Wie entwickelt sich der Wohnungsmarkt?

Trends und Probleme am Beispiel der Stadt Kiel

Blick über Kiel, Quelle: Landeshauptstadt KielDer Wohnungsmarkt ist in vielen deutschen Großstädten derzeit angespannt. Steigende Mieten und die Verdrängung von einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen werden längst nicht mehr nur von politisch links stehenden Initiativen oder einigen Stadtsoziologen als Problem angesehen: In der breiten (Medien-)Öffentlichkeit ist mittlerweile eine Debatte über „Wohnungsnot“ und „Immobilienspekulation“ entbrannt. Vor diesem Hintergrund beschäftigte sich die Landesarbeitsgemeinschaft Bremen/Hamburg/Niedersachsen/Schleswig-Holstein bei ihrer Frühjahrssitzung im Mai in Kiel mit dem thematischen Schwerpunkt „Wohnungsmarktentwicklung“. Am Beispiel der Stadt Kiel diskutierten die Mitglieder, welche Entwicklungstrends Wohnraumverknappung und steigenden Mieten zugrunde liegen und wie Städte auf die aktuellen Herausforderungen des Wohnungsmarktes reagieren können.

Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage

 Die Bevölkerungsentwicklung in den Kieler Stadtteilen bis 2031In die aktuelle Wohnungsmarktsituation in Kiel führte Manfred Wagner, Leiter des Amts für Wohnen und Grundsicherung der Landeshauptstadt Kiel, ein: Kiel hat rund 55 % Ein- und 27 % Zwei-Personen-Haushalte und liegt damit in einem allgemeinen großstädtischen Trend zu kleineren Haushaltsgrößen, der sich in Zukunft noch verstärken wird. Die Stadt verzeichnet insgesamt Zuwanderungsgewinne, insbesondere in der Innenstadt, die Wagner vor allem auf den starken Andrang von Studenten zurückführt. Ähnlich wie auch in anderen Städten sei in Kiel nach einem jahrzehntelang ausgeglichenen Wohnungsmarkt aktuell eine Verknappung von Wohnraum zu beobachten, die in der Presse sogar als „Wohnungsnot“ bezeichnet wird. Nach Wagner liegen die Ursachen jedoch nicht in einer allgemeinen Unterversorgung mit Wohnraum, sondern an der Knappheit von Wohnraum für ganz bestimmte Nachfragegruppen, z. B. Singles und einkommensschwache Bevölkerungsgruppen. Nachfrage und Angebot stimmen also nicht überein. Diese Situation werde sich in den nächsten Jahren durch das Auslaufen der Sozialbindungen von Wohnungsunternehmen und den damit verbundenen Rückgang an Sozialwohnungen weiter verschlechtern.

Aktive Steuerung ist notwendig

Die Stadt Kiel hat auf die beschriebenen Probleme bereits reagiert und dem Thema Wohnen Priorität in der Stadtpolitik eingeräumt. Es wurde ein runder Tisch mit Wohnungsunternehmen und Investoren eingerichtet, um den öffentlich geförderten Wohnungsbestand zu sichern und weitere bedarfsgerechte Wohnungsangebote für verschiedene Zielgruppen zu schaffen. Als wichtigste Handlungsfelder gelten die Segmente „Preisgünstiger Wohnraum“ und „Studentisches Wohnen“. Angesichts der demografischen Entwicklung sei jedoch insgesamt die Förderung kleinerer und barrierearmer Wohnungsangebote nötig. Da der Zuzug von Studenten eine temporäre Belastung darstellt und schwer zu steuern ist, wird darüber hinaus überlegt, studentische Wohnheimplätze aufzustocken und Appartements (als Neubau oder im Bestand) zu errichten, die sich dann, wenn der Bedarf der Studenten wieder zu sinken beginnt, leicht in Wohnraum für Empfänger von Transferleistungen oder für ältere Menschen umbauen lassen.

Entwicklung des SozialwohnungsbestandesIn der anschließenden Diskussion regten die LAG-Mitglieder an, die Konzeptentwicklung und Abstimmung mit dem Kieler Umland in Fragen der Wohnungsmarktentwicklung noch weiter auszubauen. Auch der Umgang mit innerstädtischen Nachverdichtungspotenzialen wurde thematisiert. Wagner erläuterte, dass Investoren derzeit besonders großes Interesse an innenstadtnahen Flächen haben, die südlich des Nord-Ostsee-Kanals liegen. Trotz der Flächenknappheit im Kieler Stadtgebiet sei bislang nicht zu beobachten, dass Grünflächen oder städtische Plätze für die Schaffung von neuem Wohnraum geopfert werden.

Dank an Dietmar Scholich

Zu Veranstaltungsende bedankten der Leiter der LAG, Wilhelm Schulte, und die Mitglieder sich bei Prof. Dr.-Ing. Dietmar Scholich für die jahrelange vertrauensvolle und sehr gute Zusammenarbeit. Scholich hatte die LAG Nordwest seit 1979 vonseiten der ARL-Geschäftsstelle betreut und auch in einigen Arbeitsgremien – zuletzt in der Arbeitsgruppe „Raumordnung im Untergrund“ – intensiv mitgearbeitet. Mit seinem Ausscheiden als Generalsekretär der ARL endet diese Tätigkeit. Anne Ritzinger ist nun in der ARL-Geschäftsstelle verantwortlich für die LAG Nordwest, Dietmar Scholich bleibt der LAG aber weiterhin als aktives Mitglied verbunden. Auch er bedankte sich für die angenehme und kollegiale Atmosphäre und motivierte die Mitglieder der LAG, ihre Arbeit so fortzusetzen.