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Nachhaltiges Landmanagement im Dialog mit Planerinnen und Planern

Tagung der LAG Berlin/Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern

Das Thema „Nachhaltiges Landmanagement“ stand im Mittelpunkt der Herbsttagung 2012 der Landesarbeitsgemeinschaft Berlin/Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern in Wittstock/Dosse. Vorgestellt und diskutiert wurden die Aktivitäten, Projekte und Inhalte der gleichlautenden Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, in der 25 Verbundprojekte Fragen einer nachhaltigen Landnutzung und deren Governance untersuchen. Mit Blick auf die Inter- und Transdisziplinarität der Fördermaßnahme zielte die Veranstaltung auf den notwendigen und frühzeitigen Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis. Jedem Vortrag aus der wissenschaftlichen Arbeit wurde deswegen ein Co-Statement der teilnehmenden Praxisakteure „zur Seite gestellt“. Moderiert wurde die Tagung von Prof. Dr. Heiderose Kilper, stellvertretende Leiterin der LAG und Direktorin des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS).

PD Dr.-Ing. Thomas Weith, Koordinator des wissenschaftlichen Begleitvorhabens am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg, betonte in seinem Einführungsvortrag die integrative Rolle der Landes- und Regionalplanung bei der Bewältigung von Landnutzungskonflikten. Die transdisziplinäre Ausrichtung und das wechselseitige Lernen von Wissenschaft und Praxis seien hierbei von hoher Bedeutung. Von unmittelbarem Interesse für die Landes- und Regionalplanung könne dabei gerade auch die sektorenübergreifende Zusammenführung von Governance-Diskursen und -Instrumenten sein. Annegret Repp, wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZALF, stellte die Bedeutung urban-ruraler Verflechtungen im Rahmen eines nachhaltigen Landmanagements vor. Ihr Fokus lag auf dem Spektrum der Governance-Ansätze in einem solchen Verflechtungsraum und den sich daraus ergebenden Wissens- und Governance-Lücken. Petra Ilona Schmidt-Kaden vom Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern und Dr. Petra Overwien vom Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft Brandenburg zeigten die in der Praxis bereits etablierten Themenfelder und erprobten Aktivitäten für ein Nachhaltiges Landmanagement auf und machten zugleich deutlich, wo noch Steuerungslücken bestehen – z. B. bei der Stärkung von Stadt-Land-Verflechtungen im Handlungsfeld Energie.

Einen Einblick in die im Nachhaltigen Landmanagement bearbeiteten Forschungsaspekte ermöglichten die darauf folgenden Vorträge einzelner Verbundprojekte. Dr. Timothy Moss vom Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in Erkner erläuterte die im Verbundprojekt ELaN (Entwicklung eines integrierten Landmanagements durch nachhaltige Wasser- und Stoffnutzung in Nordostdeutschland) angestrebten Systemlösungen durch Verknüpfung von Wasserhaushalts-, Energie- und Stoffmanagement am Beispiel von zwei Untersuchungsregionen im Umland Berlins. Als zentrale Governance-Herausforderungen stellte er die rechtlichen Hürden bei der Nutzung von geklärtem Abwasser, das Spannungsfeld der Kosten-Nutzen-Verteilung sowie das Mehr-Ebenen-System „vom Hof bis zur EU“ heraus. Ein wichtiges Instrument seien in diesem Zusammenhang die unterschiedlichen Foren für die Stakeholder-Interaktion. Kathrin Wichmann von der TU Berlin skizzierte Ansätze zur räumlichen Abbildung und planerischen Steuerung von Reproduktionsketten aus dem Verbundprojekt „RePro – Ressourcen vom Land“. Und Jacqueline Maaß von der TU Hamburg-Harburg beleuchtete abschließend das Verhältnis von Energiepreisentwicklung und Landnutzung mit Blick auf das Verbundprojekt „€LAN – Energieentwicklung und Landnutzung“.

Ansgar Kuschel, Regionale Planungsgemeinschaft Prignitz-Oberhavel, Dr. Gabriele Hoffmann vom Amt für Raumordnung und Landesplanung Westmecklenburg und Gerd Schäde vom Amt für Raumordnung und Landesplanung Region Rostock kommentierten die vorgestellten Verbundprojekte aus der Perspektive der Planungspraxis. Sie begrüßten die beabsichtigte Stärkung der Wertschöpfung und stellten den Zusammenhang von Energieversorgung und Landnutzung als zentrales Thema heraus.

Angeregt diskutiert wurde das Verhältnis von Wissenschaft und Praxis bei der Umsetzung eines nachhaltigen Landmanagements. Dabei verwiesen die Vertreterinnen und Vertreter der Planungspraxis auf die deutlichen Unterschiede zwischen wissenschaftlich Wünschbarem und praktisch Machbarem bei der Steuerung räumlicher Entwicklungsprozesse. Unterschiedliche Einschätzungen gab es auch hinsichtlich der Umsetzbarkeit komplexer Problemlösungen (z. B. durch die Kombination unterschiedlicher räumlicher Steuerungsinstrumente), der Bedeutung von Diskursprozessen und zu den Möglichkeiten längerfristiger Lernprozesse (Stichwort Fixierung auf Wahlperioden).

Rückblickend war die Herbsttagung der ARL ein weiterer wichtiger Baustein im kontinuierlichen Dialog zwischen allen an der Raumentwicklung aktiv Beteiligten. Da das Forschungs- und Handlungsfeld des Nachhaltigen Landmanagements noch recht neu ist, erfordert die Entwicklung von Perspektiven und Systemlösungen Offenheit, Prozessorientierung und auch Geduld. Ferner ist eine Verknüpfung der unterschiedlichen Handlungsfelder der Raumwissenschaft und Planungspraxis (z. B. Energieversorgung, Klimawandel, Siedlungs- und Freiraumentwicklung sowie Wassermanagement) nötig, um innovative und konkrete Lösungen für Landnutzungskonflikte zu entwickeln.

Thomas Weith, 033432 82-124, Thomas.Weith@zalf.de
Jens Hoffmann, 0395 5693-8201, jenshoffmann@hs-nb.de
Annegret Repp, 33432 82-251, annegret.repp@zalf.de
Christian Strauß, 033432 82-338, christian.strauss@zalf.de