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Planerische Steuerung der Krankenhausversorgung in Nordwestdeutschland

Projekt abgeschlossen
Leitung:
Stephan Löb
Geschäftsführung:
Raphael Sieber

Thema und Problemaufriss

Krankenhäuser sind zentral für die Sicherung der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Idealerweise sollen die vorgehaltenen Angebote qualitativ hochwertig und gleichzeitig wohnortnah gewährleistet werden. Jedoch haben elementare Strukturveränderungen die Situation der Krankenhausversorgung deutlich verändert. Dazu gehören demografische Entwicklungen, der medizinische Fortschritt, die Einführung des Fallpauschalensystems im Krankenhausbereich, die Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante und integrierte Versorgung, begrenzte öffentliche Fördermittel und anderes mehr.

Erkennbar ist, dass die nordwestdeutsche Krankenhauslandschaft grundlegenden Anpassungsbedarf aufweist. Wunsch und Anspruch nach wohnortnaher Versorgung stehen zunehmend im Widerspruch zu gewachsenen Anforderungen an Qualität und Leistungsspektrum von Krankenhäusern – zumindest soweit die Grenzen der wirtschaftlichen Tragfähigkeit beachtet werden.

In vielen Fällen werden mindestoptimale Betriebsgrößen unterschritten. Dies führt nicht zuletzt zu einer sinkenden Wettbewerbsfähigkeit kleinerer Kliniken. Diese Entwicklung wird verstärkt und beschleunigt durch gestiegene Ansprüche von Patientinnen und Patienten an eine gute Versorgung. Weitgehend unstrittig ist, dass es einer weiteren Konzentration und Spezialisierung von Krankenhäusern bedarf, um deren Qualität und Wirtschaftlichkeit abzusichern. Dies geht häufig aber zulasten der wohnortnahen Grund- und Regelversorgung (einschl. Basisnotfallversorgung). Zudem hat sich das derzeitige Krankenhaussystem Deutschlands während der Covid-19-Pandemie im internationalen Vergleich bisher als äußerst leistungsfähig und krisensicher erwiesen.

Die aktuellen Entwicklungen im Krankenhaussektor sind von hoher Raumrelevanz. Die Krankenhausgesetze der Bundesländer Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein enthalten jeweils Raumordnungsklauseln, die jedoch auf planerischer Ebene unterschiedlich umgesetzt werden und mitunter nur geringe Steuerungswirkung entfalten. Zudem sind auch die Steuerungsansätze und -wirkungen im ininternationalen Vergleich von Interesse, insbesondere im Vergleich zum stark zentralisierten System Dänemarks und dem stark privatisierten Modell der Niederlande.

Ziele und Produkte der Arbeitsgruppe

Ziel ist es, die bundesländerspezifischen Steuerungsansätze transdisziplinär zu vergleichen, zu bewerten und Weiterentwicklungserfordernisse aus planerischer Perspektive aufzuzeigen. In die vergleichende Analyse sollen auch die Strukturen der Krankenhausversorgung Dänemarks und der Niederlande einbezogen werden. Mit Blick auf die Praxis sollen bundesländerspezifische Empfehlungen als auch Empfehlungen zur grenzüberschreitenden Abstimmung erarbeitet werden. Mit Blick auf parallele Entwicklung in weiteren Bundesländern könnte zudem eine spezifische norddeutsche Position formuliert werden. Im Ergebnis wird ein Positionspapier vorgelegt, welches sich an raumbezogene Politik und Planungspraxis richtet.