Mind the Gap! – Zum Verhältnis von Theorien und Praktiken räumlicher Planung
Projekt abgeschlossenLaufzeit
2013–2016
Thema
Die räumliche Planung zeichnet sich durch vielseitige Praktiken aus, die sich hochkomplex, kontext- und situationsabhängig, auf verschiedenen räumlichen Ebenen und im Zusammenspiel unterschiedlichster Akteure ausprägen. Trotz diverser wissenschaftlicher Theorien von der Planungspraxis sind grundsätzliche Diskrepanzen zwischen wissenschaftlichen (Erklärungs-)Ansprüchen und planerischen Wirklichkeiten geblieben, welche im Diskurs auch als „Theorie-Praxis-Lücken“ bezeichnet werden. Entgegen eines solch dichotomen „Lücken-Denkens“ gehen wir davon aus, dass sowohl Planungswissenschaft als auch -praxis mit Theorien arbeiten, welche als
- Modelle zur Analyse planerischer Praktiken und
- Medien zur (Selbst-)Reflexion sowie zum
- Wissenstransfer
zwischen beiden Feldern dienen können.
Theorien können substanziell oder prozedural sein und sehr unterschiedlichen Funktionen dienen, sprich deskriptiver, analytischer, normativer oder präskriptiver Natur sein.
Zielstellung
Der Arbeitskreis „Mind the Gap!“ (Der AK Mind the Gap stellt sich vor) widmete sich explizit dem Verhältnis von Planungswissenschaft und -praxis und betrachtete vor allem die Produktion und Anwendung von Theorien in beiden Feldern. Dabei gingen wir den Fragen nach, in welchen Relationen Planungswissenschaft und -praxis zueinander stehen und inwiefern diese von Bedeutung sind für die theoretische Fortentwicklung der Planung sowie für planerisches Handeln. Ziel des Arbeitskreises war es, verschiedene Ansätze, Gedanken und Positionen zum Verhältnis von Wissenschaft und Praxis räumlichen Planens interdisziplinär zu diskutieren, den Forschungsstand aufzuarbeiten und durch eigene Literatur- und Empirie-basierte Beiträge zu validieren und zusätzlich neue Erkenntnisse in den Diskurs einfließen zu lassen (Abbildung 1).
Arbeitsweise und Bausteine
Die grundlegende Arbeitsweise kennzeichnete sich durch offene Diskussionen und kollektive Lernprozesse sowie durch das konkrete Arbeiten an inhaltlichen „Bausteinen“ aus, welche von Mitgliedern des Arbeitskreises in Hinblick auf das Verhältnis von Theorien in Planungswissenschaft und -praxis bearbeitet wurden.
Hierzu gehören
- Räumliches Planen im Spiegel der planungsbezogenen Fachliteratur
- Planungstheorien aus Sicht von Praktiker*innen
- Anspruch und Wirklichkeit kommunikativ-kooperativer Planung
- Angewandte Forschung als Brückendisziplin
- Psychologische und kulturwissenschaftliche Ansätze
Erarbeitet wurden diverse Ergebnisse, welche sich in zahlreichen Publikationen, Präsentationen und Workshops im fachlichen Diskurs darstellen lassen. Darüber hinaus ist es gelungen, die Debatte über Planungstheorien in den wissenschaftlichen und praktischen Handlungsfeldern der räumlichen Planung zu beleben. Eine detaillierte Darstellung der Ergebnisse als auch der Diskussionen findet sich im Abschnitt Ergebnisse.
Als eine Besonderheit des AKs empfanden die AK-Mitglieder den gemeinsamen Lern- und Erkenntnisprozess durch vielfältige Diskussionen, Präsentationen der Zwischenergebnisse und zahlreichen Debatten über Wissenschaften, Praktiken und Theorien der räumlichen Planung. Als Variante einer ausschließlich Output-orientierten Reflexion der Arbeit des AKs wurden in einem weiteren GraphicRecord die „Personal Points of Interest“ der AK-Mitglieder festgehalten, sozusagen als persönliche Ergebnisse und aus dem AK resultierende Interessen (Abbildung 2).
Outputs
Innerhalb der thematischen „Bausteine“ führen Mitglieder des Arbeitskreises bspw. Literaturanalysen, qualitative und quantitative empirische Erhebungen und Analysen (z. B. Interviews und Surveys) sowie Workshops durch. Die Ergebnisse werden durch Vorträge auf Fachtagungen vorgestellt und als Beiträge in Fachzeitschriften veröffentlicht.
- Raumforschung und Raumordnung 1/2017 (Special Issue)
- Othengrafen / Sondermann (2015): Städtische Planungskulturen im Spiegel von Konflikten, Protesten und Initiativen. Buchbeiträge von: Meike Levin-Keitel, Christian Peer, Ulrike Mackrodt und Martin Sondermann
- Planning Theory and Practice (2016) – Interface: Exchange between researchers and practitioners in urban planning: achievable objective or a bridge too far? Koordinierung: Christian Lamker; Beitrag von Meike Hellmich und Linda Lange
- Workshop „Theorie im Praxistest - Zwischen sozialen Raumkonstruktionen und Planungsalltag“ (29.10.2015). Leitung: Meike Levin-Keitel, Bettina Lelong, Yvonne Knapstein und Evelyn Gustedt
- RGS-IBG Annual International Conference 2014 - Session “The more participation the better? Interpretive approaches of bad practice in stakeholder engagement”. Chairs: Meike Levin-Keitel und Thomas Thaler
- Deutscher Kongress für Geographie 2015 - Fachsitzung “Mind the Gap“. Sitzungsleitung: Meike Levin-Keitel und Martin Sondermann, Beiträge u.a. von Christian Diller, Thomas Thaler, Christian Lamker, Linda Lange und Meike Hellmich