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Erstellung eines Forschungskonzeptes zur Sicherung und Auswertung des Erfahrungswissens der ARL-Mitglieder

Leitung:
Axel Priebs

Die Entstehung und Entwicklung der (formellen) überörtlichen räumlichen Planung in Deutschland ist für das Gebiet der früheren Bundesrepublik vergleichsweise gut aufgearbeitet. Auch für die Territorialplanung in der DDR liegen zusammenfassende Darstellungen vor. Auf Westdeutschland bezogen lässt sich feststellen, dass in den Beiträgen vor allem dargestellt wird, wie sich ab den 1960er Jahren das formelle System der räumlichen Planung herausgebildet hat, wie und auf welchen rechtlichen Grundlagen der Aufbau der Landes- und Regionalplanung erfolgte und wie sich die Praxis der räumlichen Planung entlang sich wandelnder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und Werthaltungen änderte. Ähnlich sind auch die Beiträge zur Planung in der DDR aufgebaut. Mit anderen Worten: Strukturelle, administrative und auf die Kompetenzen der verschiedenen Planungsebenen bezogene Fragen stehen in diesen Aufarbeitungen im Vordergrund. 

Auf diesen Zusammenstellungen und Erkenntnissen soll im Rahmen weiterer von der ARL initiierter und/oder durchgeführter Untersuchungen aufgebaut werden. Den vorliegenden Untersuchungen zur Herausbildung der flächendeckenden räumlichen Planung in West- wie Ostdeutschland wird mit dem Ad-Hoc-Arbeitskreis „Erstellung eines Forschungskonzeptes zur Sicherung und Auswertung des Erfahrungswissens der ARL-Mitglieder“ eine weitere, bislang wenig berücksichtigte Perspektive hinzugefügt. Ziel dieser weiteren Forschungen ist es, über Interviews die Sicht der am Aufbau und an der Etablierung der räumlichen Planung in West- und Ostdeutschland beteiligten Akteure zu erfassen. Insbesondere über die nachfolgend aufgeführten Forschungsfragen soll herausgearbeitet werden, welche Rolle die seinerzeit handelnden Akteure in Bezug auf das Herausbilden von Strukturen, planerische Routinen und das Berufsfeld der Planerinnen und Planer hatten. Zudem sollen auch Einschätzungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einfließen, die sich in diesen Jahren fachlich mit der Etablierung des Systems der räumlichen Planung befasst haben. 

  • Wie stellte sich der gesellschaftliche und fachliche Stellenwert von Raumplanung und Raumforschung zum jeweiligen Zeitpunkt des Berufseintritts der Zeitzeugen und -zeuginnen dar?
  • Wie wurde die Tätigkeit der ARL wahrgenommen, wie wurde daran mitgewirkt? 
  • Welchen Veränderungen war die raumplanerische Arbeit im Kontext gesellschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Entwicklungen unterworfen? 
  • Wie sahen Berufsbiographien in Raumplanung und Raumforschung aus? Was war entscheidend für den jeweiligen Einstieg in diese Berufsfelder und wie war die eigene Rolle und deren Ausgestaltung im Laufe des Berufslebens? 
  • Speziell für die Jahre nach 1989: Welche Bedeutung hatte der gesellschaftliche Umbruch in der damaligen DDR für die eigene Arbeit? Wie wurde die Abwicklung der DDR-Strukturen und der Aufbau der neuen Landes- und Regionalplanungsstellen wahrgenommen? 
  • Was waren aus Sicht der Betroffenen entscheidende Einschnitte in die Praxis von Raumplanung und Raumforschung, wie wurden diese in der eigenen Berufstätigkeit sichtbar? 

Der Ad-Hoc-Arbeitskreis hat die Aufgabe, das Design der weiteren oben skizzierten Forschungen der ARL zur Aufarbeitung der Geschichte von Raumforschung und Raumplanung mit Methoden der oral history zu entwickeln. Er schließt an die laufenden Projekte zur Aufarbeitung der Frühgeschichte der ARL nach dem Zweiten Weltkrieg an und umfasst die Jahre von etwa 1960 bis 1995. Die Zeit bis 1989 ist mit Blick auf die ARL stärker auf die frühere BRD bezogen, es wurde jedoch ausdrücklich der Zeitraum bis etwa 1995 gewählt, um das einschneidende Ereignis der politischen Wende und die sich anschließende Vereinigung der deutschen Staaten einzubeziehen. Bei diesen Prozessen der Nach-Wende-Jahre geht es ausdrücklich um die Perspektive von Fachleuten aus beiden deutschen Staaten. 

Der Ad-hoc-AK steht unter der Leitung des ARL-Vizepräsidenten Prof. Dr. Axel Priebs und wird seitens der ARL-Geschäftsstelle begleitet von Prof. Dr. Andreas Klee. Der Ad-hoc-AK soll Vorschläge an das Präsidium entwickeln, wie das Projekt zur Sicherung und Auswertung des Erfahrungswissens der ARL-Mitglieder organisiert werden soll, welche Forschungsmethoden angewandt werden und unter welchen Aspekten die Interviews auszuwerten sind. Mögliche Teilprojekte sollten schon so konkret beschrieben werden, dass sie Inhalt späterer Ausschreibungen sein können. Vorschläge sind auch erwünscht zu der Frage, wer die Interviews durchführen soll. Die ersten Gespräche sind bereits durch Mitglieder des Präsidiums geführt bzw. terminlich verabredet worden, aber bei der großen Zahl der zu befragenden Personen dürfte dieser Weg nicht durchzuhalten sein. Wichtig aus Sicht der ARL ist ferner, dass das Projekt seitens der ARL begleitet wird und dass neben den Ergebnissen der einzelnen Teilprojekte auch eine zusammenfassende Publikation in der Reihe „Forschungsberichte der ARL“ erscheint. 

Da die Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zentrale Elemente des Forschungsprojektes sind, wurden in der Zusammensetzung des Ad-hoc-Arbeitskreises explizit auch solche Historiker/-innen berücksichtigt, die auf oral history spezialisiert sind, um den diesbezüglichen wissenschaftlichen Standard zu sichern. Weitere Mitglieder sind Fachleute der Zeit- und Planungsgeschichte sowie der Biographieforschung.