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Zwischen Dürre und Flut: Wasserressourcen und -management in Städten und Landschaften

Teilnehmende in Neustrelitz

Wie wirken sich Dürren und extreme Trockenheit auf den Landschaftswasserhaushalt aus? Welche Herausforderungen ergeben sich durch zunehmende Extremwetterereignisse für den Hochwasser- und Küstenschutz im Norden Deutschlands? Welchen Beitrag können Raumplanung und -entwicklung für ein effektives Wassermanagement leisten? Mit diesen und weiteren Fragestellungen beschäftigte sich die diesjährige fachöffentliche gemeinsame Herbsttagung der regionalen ARL-Foren Nordost und Nordwest. Die Tagung fand am 12. und 13. September 2024 in der alten Kachelofenfabrik (Basiskulturfabrik) in Neustrelitz statt.

Die Tagung widmete sich vier Themenschwerpunkten: Zu Beginn standen „Dürren, Trockenheit und Wasserknappheit“ im Fokus. Michael Fengler (Planungsverband Region Rostock) stellte eine Machbarkeitsstudie zum einem Meerwasserentsalzungsprojekt am Standort Region Rostock vor, das weite Teile Mecklenburg-Vorpommerns mit Trinkwasser versorgen könnte. Gala Nettelbladt (Bauhaus Universität Weimar) beleuchtete anschließend die Beteiligung in Aushandlungsprozessen um Wasserknappheit in der Lausitz aus einer kritischen Gerechtigkeitsperspektive. Danach stellten Sandra Pennekamp und Sven Friedrich (INFRASTRUKTUR & UMWELT Professor Böhm und Partner) das Modellvorhaben der Raumordnung „Grenzüberschreitende Synergien von Raumordnung und Wasserwirtschaft im Einzugsgebiet der Oder“ vor und gingen konkret auf den möglichen Beitrag der Raumordnung zum Hochwasserschutz sowie in Bezug auf den Umgang mit Wasserknappheit ein.

Im zweiten Themenblock widmeten sich die Referent:innen und Teilnehmenden intensiver dem Hochwasser- und Küstenschutz und gingen der Frage nach, inwiefern bestehende Planungskonzepte und Strategien zum Hochwasserschutz in den Regionen umgesetzt und auf Basis der Erfahrungen anderer Regionen weiterentwickelt werden können. Klaus Einig (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung) gab zunächst Einblicke in einige positive Umsetzungsbeispiele des Bundesraumordnungsplans Hochwasserschutz, anschließend teilte Peter Seifert (Amt für Raumordnung und Landesplanung Mecklenburgische Seenplatte) seine Erfahrungen mit Planungskonzepten zum Hochwasserschutz aus dem Regionalplan Oberes Elbtal / Osterzgebirge und diskutierte Möglichkeiten der Übertragbarkeit.

Zum Abschluss des ersten Tagungstages wurden in einer Podiumsdiskussion lebendig und durchaus kontrovers die Herausforderungen des Wassermanagements für die Raumplanung diskutiert. Als Gäste auf dem Podium sprachen Claudia Henze (Regionale Planungsstelle Uckermark-Barnim), Ingo Mose (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Gala Nettelbladt (Bauhaus-Universität Weimar) sowie Stephan Löb (Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz). In der Diskussion wurde deutlich, dass es noch viele Herausforderungen gibt: sei es, dass die Rollenverteilung zwischen den Regionalplanungsbehörden und der Wasserwirtschaft teilweise unklar ist, die Bevölkerung nicht hinreichend in Transformationsprozessen mitgenommen wird oder sich die konkrete Umsetzung des Bundesraumordnungsplans Hochwasserschutz schwierig gestaltet und jede Planungsbehörde ihre eigenen Wege sucht.

Der zweite Tagungstag begann mit dem Themenschwerpunkt Moorböden und Landschaftsentwicklung. Franziska Tanneberger, Trägerin des deutschen Umweltpreises 2024, (Greifswald Moor Zentrum und Universität Greifswald) führte in die Klimarelevanz von Mooren und die Notwendigkeit und gesellschaftliche Herausforderung ihrer Wiedervernässung ein. Anja Neubauer-Betz (Amt für Raumordnung und Landesplanung Vorpommern) vertiefte in ihrem Beitrag den Aspekt des Klimaschutzes auf Moorböden und stellte das Instrument der Vorbehaltsgebiete in der Regionalplanung hinsichtlich deren Effektivität zur Diskussion. Im Anschluss gaben Annie Wojatschke und Georg Döll (Universitäts- und Hansestadt Greifswald) einen Einblick in die praktischen Herausforderungen des Moor- und des Hochwasserschutzes auf der kommunalen Ebene am Beispiel der städtebaulichen Entwicklung der Steinbeckervorstadt in Greifswald. 

Der vierte Themenschwerpunkt der Tagung widmete sich abschließend dem Hochwasserschutz und Wassermanagement in der Planungspraxis der jeweiligen Bundesländer der norddeutschen ARL-Foren. Toralf Tiedtke (Landesverband der Wasser- und Bodenverbände Mecklenburg-Vorpommern) begann mit einem Bericht über wasserwirtschaftliche Aspekte in der Raumordnung aus Sicht der Wasser- und Bodenverbände in Mecklenburg-Vorpommern und zeigte viele kritische Punkte für die Planungspraxis auf. Frank Liebrenz (Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport des Landes Schleswig-Holstein) ging anschließend auf die planungspraktischen Herausforderungen in Schleswig-Holstein ein und Stephan Löb (Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) stellte die raumordnerische Vorsorge für Hochwasser- und Küstenschutz in der Planungspraxis in Niedersachsen vor. 

Zum Abschluss diskutierten Petra Overwien (Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg) und Claudia Henze (Regionale Planungsstelle Uckermark-Barnim) die Rolle des vorbeugenden Hochwasserschutzes in der Landes- und Regionalplanung in Berlin und Brandenburg.

Die anregenden und intensiven Diskussionen der Tagung werden aktuell insbesondere zum Moorschutz weitergeführt und sollen in einem Positionspapier zu Instrumenten der Raumordnung für effektiven Moorschutzes konkretisiert werden.

Die freigegebenen Präsentationen der Referent:innen finden sich hier zum Download