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Zum schwierigen Umgang mit historischen Gebäuden

Podiumsdiskussion mit Andreas Klee am 3. September2024 im Dietzelhaus in Clausthal- Zellerfeld im Harz

Das Schachbrettviertel von Zellerfeld wurde in seiner Grundform nach einem Stadtbrand im ausgehenden 17. Jahrhundert neu erbaut. Den Wiederaufbau des damals für den Landesherr bedeutsamen Bergwerksortes beauftragte er als barocke Idealstadt: die Kirche und Repräsentationsbauten im Zentrum, der übrige Ort rechtwinklig und nach sozialem Stand gegliedert: eine Stadtplanung, die das absolutistische Gesellschaftsmodell widerspiegelte.

Viele der damals errichteten Gebäude sind bis heute erhalten geblieben. Rund ein Drittel dieser Gebäude steht unter Denkmalschutz. Historische Gebäude zu sanieren ist aber herausfordernd und sehr teuer.

In Zellerfeld wird daher aktuell auch die Option des Abrisses und des Neubaus diskutiert. Ein Abriss historischer Gebäude würde das vertraute Ortsbild stark verändern, historisch wertvolle Zeugnisse der Vergangenheit und die ortstypische Identität gingen verloren.

Neben der lokalen Bevölkerung, für die der historische Bestand den Ortscharakter repräsentiert, ist für Zellerfeld auch der Tourismus, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der für den Erhalt des historischen Bauensembles spricht. Wie also mit historischen Gebäuden und mit Baudenkmalen umgehen?

Im Juni 2017 wurde die Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld mit dem innerstädtischen Sanierungsgebiet „Ortskern Zellerfeld“ vom Land Niedersachsen in das Städtebauförderungsprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ aufgenommen. Im Zuge der Neustrukturierung der Städtebauförderung ab dem Programmjahr 2020 wurde das Städtebauförderungsprogramm " Städtebaulicher Denkmalschutz " in das neue Förderprogramm “Lebendige Zentren – Erhalt und Entwicklung der Orts- und Stadtkerne“ überführt. Mit diesem Förderprogramm sollen im Rahmen städtebaulicher Gesamtmaßnahmen Stadt- und Ortskerne gestärkt, aufgewertet und revitalisiert sowie als zentrale Versorgungsbereiche und multifunktionale Standorte gesichert werden. Das Programm soll helfen, den anstehenden Strukturwandel in Stadt- und Ortsmitten besser zu bewältigen.

Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Das spiegelte sowohl das lokale Interesse am Thema, aber auch die Schwierigkeiten und Konflikte im Umgang mit der Ausweisung des Sanierungsgebietet und den Sanierungskosten denkmalgeschützter Gebäude, aber auch dem herrschenden Leerstand und der Vielzahl finanzieller sowie bürokratischer Hürden wider.

Teil des Expertengremiums, welches am 3. September 2024 in Zellerfeld mit Interessierten diskutierte, war u. a. Prof. Dr. Andreas Klee (ARL). Er regte an, dass bei aller Berechtigung ökonomischer Perspektiven und seinem Verständnis für die zahlreichen Individualperspektiven und -interessen, aus seiner Sicht vor allem die kommunale Ebene gefragt sei. Dort müsse eine städtebauliche Vision für das historische Ensemble entwickelt werden. So stelle auch der Leerstand einzelner Gebäude, aber vor allem der eines so ortsprägenden, repräsentativen Bauensembles ein Problem für die gesamte Gemeinde dar, welches sich ggf. durch ein gutes Leerstandsmanagement und professionelle Beratungen und Förderungen seitens der Gemeinde verbessern lasse. Davon würden alle profitieren, weil es die Attraktivität des Ortes insgesamt und zugleich den Wert einzelner Immobilien steigere.

Die Podiumsdiskussion fand im Dietzelhaus, einem imposanten Fachwerkhaus Ecke Bergstraße / Bornhardtstraße im Zentrum von Zellerfeld statt, welches 1673 erbaut wurde. Im „Tugendsaal“ im ersten Stock befindet sich der kleine Veranstaltungssaal. Seinen heutigen Namen hat das Gebäude von einem Dachdeckermeister, dem es in der Kaiserzeit gehörte.
Die gesamte Veranstaltung wurde auf Video aufgezeichnet, Interessierte können sie in voller Länge nachverfolgen.

Zur Podiumsdiskussion: Podiumsdiskussion vom 03.09.2024 | Video-Server - TU Clausthal (tu-clausthal.de)