Regionale Resilienz – ARL-Expertise von polnischer Forschungsgruppe nachgefragt
Über das Referat Wissenschaft und Forschung der Deutschen Botschaft in Warschau bekam die ARL eine Anfrage von einer Forschungsgruppe aus der Wirtschaftsuniversität Krakau, die ein Projekt zum Thema Regionale Resilienz im Rahmen der Raumplanung durchführt.
Ziel des Projektes ist es, internationale Erfahrungen im Bereich der Regionalplanung sowie Informationen zu den rechtlichen, institutionellen, organisatorischen und finanziellen Lösungen einzuholen und für die polnische Planung nutzbar zu machen. Dazu werden auch Studienbesuche in ausgewählten EU-Ländern realisiert, deren Lösungen für Polen von Interesse sein könnten. Zu den Regionen, die im Kontext regionaler Resilienz europaweit vertiefend untersucht werden sollen, gehört neben Stockholm und Paris auch die Region Hannover. Das Projekt wird vom Nationalen Zentrum für Forschung und Entwicklung in Polen finanziert.
Die ARL war gerne bereit, die polnischen Wissenschaftler zu empfangen, die einen Austausch mit Fachleuten aus der Akademie ausdrücklich gewünscht hatten.
Am 13. August 2024 besuchten Prof. Dr. Igor Zachariasz und sein Kollege Michal Leszczynski die Geschäftsstelle der ARL und wurden dort vom Präsidenten und ehemaligen Dezernenten für Umwelt, Planung und Bauen der Region Hannover, Prof. Dr. Axel Priebs, und dem wissenschaftlichen Referenten Dr. Sebastian Krätzig empfangen.
Es ergab sich eine intensive Diskussion über die Rolle und Bedeutung der Regionalplanung in Polen und Deutschland, über die Instrumente zur sparsamen Neuinanspruchnahme von Flächen, zu regionalen Freiraumsystemen sowie zum Verhältnis von Raumordnung und Fachplanungen in beiden Ländern. Diskutiert wurde ferner über die Bedeutung des Resilienzbegriff in der Raumordnung. Hier waren sich beide Seiten einig, dass bereits viele klassische Instrumente der Raumordnung der Resilienzsteigerung dienen. Axel Priebs betonte jedoch, dass die Regionalplanung sich seiner Überzeugung nach offensiver zu diesem Thema positionieren müsse und die Beiträge der Raumordnung zur Schaffung resilienter Regionen deutlicher in die Politik und in die Öffentlichkeit kommunizieren müsse. Er nannte beispielhaft den vorbeugenden Hochwasserschutz, die Freiraumverbünde, die dezentrale Konzentration im Siedlungssystem und die Beiträge zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel.
Sebastian Krätzig wies dabei auch auf neue Konflikte hin, die sich aus dem Anspruch auf mehr Resilienz ergeben, etwa wenn redundante Infrastrukturen (z. B. zusätzliche Leitungstrassen für Wasser- oder Energieversorgung im Notfall) geschaffen werden sollen, was mit neuen Flächenansprüchen verbunden ist. Vertieft wurde auch die zentrale Bedeutung der deutschen Regionalplanung beim Ausbau der Windenergie diskutiert. Darüber hinaus waren auch die Konflikte, die sich in Deutschland angesichts zusätzlicher Flächenansprüche für neue Industrieanlagen ergeben, die für Zukunftstechnologien entstehen oder die Abhängigkeit von anderen Staaten reduzieren sollen, für die polnischen Ökonomen von Interesse.
Aber internationaler Austausch ist immer wechselseitig bereichernd. Für die ARL-Vertreter waren sowohl die Unterschiede der Planungssysteme in beiden Ländern spannend als auch sehr ähnliche Konflikte beim Ausbau neuer Energien und beim Flächensparen in Polen.