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Faktencheck Artenvielfalt: Verlust von Lebensräumen in Deutschland ist besorgniserregend

Erstmals zeigt ein Bericht, wie es um die Biodiversität in Deutschland tatsächlich steht und identifiziert deren Trends und Treiber. Er gibt auch Empfehlungen, dem Verlust entgegenzuwirken und arbeitet Forschungsbedarfe heraus.
Obere Hälfte Naturfotografie eines Schmetterlings; unterer Teil Titl des Berichts: Faktencheck Artenvielfalt

Die Ergebnisse des Faktenchecks sind ernüchternd. Insgesamt sind 60 % der 93 untersuchten Lebensraumtypen in einem unzureichenden oder schlechten Zustand. Am schlechtesten steht es um ehemals artenreiche Äcker und Grünland, Moore, Moorwälder, Sümpfe und Quellen. Der Faktencheck stellt nur wenige positive Entwicklungen fest, wie beispielsweise in Laubwäldern – doch auch diese werden akut vom Klimawandel bedroht.

Der Verlust von Lebensräumen und die Intensivierung der Nutzung von Kulturlandschaften haben den stärksten negativen Effekt auf die biologische Vielfalt, auch erste Auswirkungen des Klimawandels werden sichtbar. Der Faktencheck zeigt auch positive Entwicklungen, wie die Verbesserung der Wasserqualität von Flüssen und die Förderung natürlicher Strukturelemente in Wäldern und in der Agrarlandschaft. 

Der Faktencheck belegt, dass rechtliche und förderpolitische Instrumente der Naturschutzpolitik unzureichend umgesetzt sind, dagegen versprechen erfolgsbasierte finanzielle Anreize einen größeren positiven Einfluss. Eine größere Verbindlichkeit könnte der Biodiversitätsschutz auch erhalten, wenn er an höherrangige Rechte geknüpft wird, beispielsweise in Form eines Menschenrechts auf gesunde Umwelt oder eines grundgesetzlich gewährleisteten Eigenrechts der Natur. Der Faktencheck Artenvielfalt liefert Empfehlungen, wie das dafür benötigte weitreichende Umdenken gelingen kann. Entscheidende Faktoren für erfolgreiche Ansätze sind eine Vielfalt von Motivationen und Akteuren, gelungene Partizipation und auch ökonomischer Nutzen.

Mehr als 150 Forschende aus 75 Institutionen arbeiteten an dem Bericht. Für die ARL war Barbara Warner als eine der Leitautorinnen für den Teilbereich Transformationspotentiale zum Erhalt der biologischen Vielfalt tätig. 

Der Bericht „Faktencheck Artenvielfalt. Bestandsaufnahme und Perspektiven für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland“ wurde am 30. September 2024 in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Die besorgniserregenden Ergebnisse des Faktenchecks wurden medial groß aufgegriffen: „Schmetterling, Waldvogel und Co. sind in Gefahr“ (tagesschau.de), „Faktencheck Artenvielfalt: Arten in Deutschland schwinden“ (ZEIT online), „Es geht hier um die Bewahrung eines Lebenserhaltungssystems“ (Süddeutsche Zeitung) und „Biodiversität: Brauchen sie zum Leben" (WDR 5 Morgenecho). 

Nun bleibt zu hoffen, dass die Empfehlungen und Anregungen des Berichts auch tatsächlich in die Praxis einfließen. Zum einen ist dies bereits erfolgt, indem ein großer Anteil der Autorinnen und Autoren aus der öffentlichen Verwaltung, Stakeholdern und Verbänden kommen und die Erkenntnisse zurück in ihre Institutionen tragen werden. Zum anderen floss das inter- und transdisziplinäre Wissen des Partnerinstitutionen in eine Zusammenfassung des Berichts für die gesellschaftliche Entscheidungsfindung.

> zum Faktencheck Artenvielfalt (Website oekom-Verlag)
> zur Website des Faktenchecks Artenvielfalt