Direkt zum Inhalt

Tagung „Regiopole – Brückenschlag zwischen Raumordnung und Stadtentwicklung“

Experten aus Praxis und Wissenschaft diskutierten am 16.9.2015 im Rahmen des 9.Bundeskongresses der Nationalen Stadtentwicklungspolitik in Leipzig Herausforderungen, die das sechste Handlungsfeld der Nationalen Stadtentwicklungspolitik „Die Zukunft der Stadt ist die Region - Regionalisierung“ mit sich bringt.

Die Tagung „Regiopole – Brückenschlag zwischen Raumordnung und Stadtentwicklung“ zeigte anhand von Praxisbeispielen deutlich auf, wo trotz jahrelangem Engagement noch große Herausforderungen liegen, kooperative Ansätze über eher zufallsgebundene Interessensbekundungen hinaus zu verstetigen.

Anhand von Beispielen aus den Regionen Kassel, Goslar und Rostock wurde jedoch auch deutlich, in welchen Feldern Kooperation bereits sehr zielführend gelingen kann. Im ersten Teil der Tagung,  der von Frau Prof. Dr. Kilper (IRS) moderiert wurde, verdeutlichte Prof. Dr. Aring (Vorstand des Bundesverbandes für Wohnen und Stadtentwicklung e.V.) zunächst die Gründe für die Entwicklung der Idee der Regiopole vor ca. zehn Jahren, deren weitere Geschichte  und deren grundsätzliche Chancen, stadtregionale Kooperation zu befördern. Konkrete Erfahrungen mit der Umsetzung  des Konzepts der Regiopole zeigten Beispiele aus der (inter-)kommunalen Praxis.

Die „Regiopolregion Rostock“ realisiert das Konzept besonders weitgehend, orientiere sich stark an der „Lebenswirklichkeit der Menschen“ (Herr Weiß, Geschäftsführer der Region Rostock Marketing Initiative e.V.) und verdeutliche insbesondere die Herausforderung gemeinsamer Wohnflächenentwicklung und finanzieller Ausgleichsmechanismen. Herr Merz, Hauptamtsleiter der Stadt Kassel, stellte konkrete Ansätze interkommunaler Zusammenarbeit wie gemeinsame Gewerbegebiete und einen gut funktionierenden Verkehrsverbund in der Region Kassel vor, aber auch die Gründe für das bisherige Ausbleiben eines weitergehenden integrativen Kooperationsansatzes.

Der OB der Harzstadt Goslar, Herr Dr. Junk, engagiert sich intensiv für eine engere länderübergreifende Zusammenarbeit der Harzstädte und stellt die Frage, in welcher Form grundsätzlich eine Regiopol-Region zwischen den Metropolregionen etabliert werden kann. Starke Strukturen seien notwendig, um „Zufallskooperationen“ zu überwinden. Es wurde klar deutlich, dass ein Konzept der Regiopole sich im ständigen diskursiven Prozess grenzüberschreitend entwickeln muss. Bei vielen Egoismen muss ein „gemeinsamer Nenner“ gefunden werden, auf den verlässliche kooperative Strukturen aufgebaut werden können. Eine große Herausforderung wird sein, auch „harte“ Themen in kooperative Prozesse einzubinden und die Beliebigkeit der Themenwahl für kooperative Ansätze zu überwinden.

Teilnehmer der Podiumsdiskussion (v. l.): Herr von Lojewski, Prof. Dr. Knieling, Dr. Köhler, Frau Prof. Dr. Stein, Dr. Markus EltgesIn der Podiumsdiskussion, an der Dr. Markus Eltges (BBSR, Abteilungsleiter Raumordnung und Städtebau), Herr von Lojewski (Beigeordneter des Deutschen Städtetages), Frau Prof. Dr. Stein (Büro Stein+Schultz) sowie Prof. Dr. Knieling (HafenCity Universität Hamburg, Fachgebiet für Stadtplanung und Regionalentwicklung) teilnahmen und die von Dr. Köhler (Erster Bürgermeister der Stadt Friedrichshafen) moderiert wurde, wurden tiefergehende Fragen zu Barrieren, zur Akzeptanz und zu Chancen stadtregionaler Kooperation diskutiert.

Wie können neue Inhalte wie die „große Transformation“ (i.S. des WBGU), regenerative Energieregionen oder auch die nachhaltige Raumentwicklung in diesem Zusammenhang aufgegriffen werden? Wie kann das Konstrukt der informellen Kooperation und die in Deutschland stark gefestigte Kultur der informellen Zielfindung auch über Landesgrenzen hinaus verstetigt werden?

Es wurde klar deutlich, dass zur Ausgestaltung des Konzeptes der „Regiopole“ neben vielen zielführenden Ansätzen auch grundsätzliche Fragen bestehen – bspw. ob das Konzept „von unten“ initiiert gelingen kann oder eher verordnet werden sollte bzw. was passieren muss, damit es tatsächlich zur interkommunalen Zusammenarbeit kommt. In jedem Fall soll der Ansatz nach Ansicht aller Beteiligter – auch in Zusammenarbeit mit der Regionalplanung – weiter verfolgt werden.

Die Tagung ging auf eine Initiative des Beirats für Raumentwicklung beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur zurück, der damit, wie sein Vorsitzender Prof. Dr. Danielzyk ausführte, an einem konkreten Beispiel auch ein Signal für die Notwendigkeit der Zusammenschau von kommunalen und (stadt-)regionalen Aufgaben und Entwicklungen geben wollte. Sie wurde unterstützt von der ARL (Dr. Warner) sowie dem IRS – Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung e.V. (Prof. Dr. Kilper).